Neue Erkenntnisse für die Frühgeborenenversorgung

Rückgang der Frühgeburten während der Corona-Pandemie

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Frühgeburt © shutterstock
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Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden veränderten Lebensbedingungen durch die Lockdown-Maßnahmen, hatten offenbar Einfluss auf die Häufigkeit von Frühgeburten. Eine aktuelle Studie, durchgeführt von einem Forschungsteam der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und des Universitätsklinikums Ulm in Zusammenarbeit mit den Perinatalzentren in Hessen, zeigt, dass die Zahl der Frühgeburten seit Beginn der Lockdowns kontinuierlich gesunken ist. Die Untersuchung, die 184.827 Geburten in Hessen zwischen 2017 und 2020 analysierte, verdeutlicht ebenfalls eine deutliche Reduktion von sehr frühen Frühgeburten (vor der 32. Schwangerschaftswoche) während der Pandemie, vor allem in den beiden Lockdown-Phasen des Jahres 2020. Auch in Österreich ist in den letzten Jahren ein Rückgang der Frühgeburtenrate zu verzeichnen.

Die in der Fachzeitschrift „JAMA Network Open“ veröffentlichte Analyse zeigt insbesondere, dass die Frühgeburtenrate bei Risikoschwangerschaften – etwa bei Müttern mit schweren Erkrankungen oder auffälligen CTG-Befunden – signifikant zurückging. Gleichzeitig blieben andere Risikofaktoren wie Mehrlingsschwangerschaften und Bluthochdruck weitgehend unverändert. Auffällig war auch, dass die Zahl der durch intrauterine Infektionen bedingten Frühgeburten abnahm, was die Forschenden auf die verschärften Hygienemaßnahmen zurückführen.

Anhand der von der Landesarbeitsgemeinschaft Qualitätssicherung Hessen (LAGQH) bereitgestellten Geburts- und Behandlungsdaten konnte das Team zudem nachweisen, dass die Versorgungsqualität für Schwangere bis zur Geburt auf einem konstant hohen Niveau blieb. Der verstärkte Fokus auf die Behandlung von COVID-Patienten hatte demnach keine negativen Auswirkungen auf die Versorgung von Schwangeren. Im Gegensatz zu anderen Bereichen des Gesundheitswesens führte dies nicht dazu, dass Vorsorgeuntersuchungen oder Perinatalzentren später aufgesucht wurden.

Die Ergebnisse bieten wertvolle Erkenntnisse darüber, wie Präventionsmaßnahmen, wie strenge Hygieneregeln, vermeidbare Risikofaktoren für Frühgeburten reduzieren können. „Dies zeigt die Bedeutung von Programmen, die darauf abzielen, diese Risiken gezielt zu minimieren, um langfristig die Frühgeburtenrate zu senken“, erklärte Dr. Anita Windhorst. „Die Phase der Pandemie hat gezeigt, dass ein ganzheitlicher Ansatz in der Betreuung von Schwangeren – einschließlich des Schutzes vor Infektionen – vielversprechend sein kann“, fügte Prof. Harald Ehrhardt hinzu.

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