
Eine Diagnose-Verbesserung bei der schweren Pilzerkrankung Mukormykose ist in Sicht. Eine große Forschungsarbeit - Wissenschafter der Medizinischen Universität Innsbruck waren dabei federführend - belegt die Leistungsfähigkeit von PCR-Tests für die Erkennung der seltenen Krankheit. Damit werde eine Grundlage für "frühe, gezielte Therapien" und letztlich zur "Verringerung der Sterblichkeit" geschaffen, sagte Mykologin Michaela Lackner von der Med-Uni Innsbruck im APA-Gespräch.
Eine "möglichst frühe und präzise Diagnose" sei bei dieser Erkrankung jedenfalls besonders wichtig, erklärte Lackner, die das 29-köpfige Forschungsteam und die Forschungsarbeit leitete. Ebenjenes Team erarbeitete die "Meta-Analyse", für die 30 Einzelstudien mit über 5.900 PCR-Reaktionen berücksichtigt wurden. "Die Sterblichkeit bei dieser seltenen und sehr schweren Pilzerkrankung liegt weltweit nämlich bei über 80 Prozent", führte Lackner, die am Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie tätig ist, aus. Erkenne man diese Erkrankung früher und unterscheide man sie außerdem möglichst spezifisch von anderen, ähnlichen Pilzerkrankungen, könne letztlich auch die Sterblichkeit sinken. Auf eine konkrete Zahl wollte sie sich dabei nicht festlegen: "Jedes Prozent ist aber ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung."
PCR-gestützte Diagnose hat "Erkennungsrate" von bis zu 98 Prozent
Das wissenschaftliche Paper - das im März dieses Jahres im renommierten Fachjournal "eClinicalMedicine" veröffentlicht wurde - zeige nunmehr erstmals breit angelegt die hohe "Spezifität und Sensitivität" von PCR-Tests zur Diagnose von Mukormykose. "Bisherigen Methoden, etwa die Diagnose mittels Mikroskopie, haben eine deutlich geringere Erkennungsrate von lediglich bis zu 50 Prozent", führte die Mykologin aus. Mit der PCR-gestützten Diagnose erhöhe sich die Rate auf bis zu 98 Prozent.
Die PCR-Tests hätten in diesem Diagnose-Kontext jedoch noch einen weiteren wichtigen Vorteil: "Sie liefern objektive und objektivierbare Ergebnisse, die nicht von der Expertise einzelner Personen abhängig sind." Dennoch würden Wissenschafter und Ärzte künftig nicht obsolet, denn: "Die PCR-Tests müssen immer auch in Zusammenhang mit klinischen und radiologischen Befunden interpretiert werden." Ganz generell sei die PCR-Methode auch "komplementär" zu sehen, sie ersetze also bisherige Diagnosearbeiten nicht, sondern ergänze und vervollständige diese.
Erstmalig valide Daten zu PCR-Diagnostik-Potenzial
Trotzdem müssten die neuen Erkenntnisse über die Wirksamkeit und Effizienz der PCR-Tests bei der Diagnose von Mukormykose zu einer Anpassung der globalen Diagnoseleitlinien führen. "Durch die Zusammenführung der Rohdaten der 30 analysierten Studien zu einem großen Datensatz haben wir dazu erstmalig valide Daten, um das enorme Potenzial der PCR-Diagnostik zu belegen", strich die Wissenschafterin heraus, die als Professorin für Experimentelle Mykologie an der Medizinischen Universität Innsbruck arbeitet und auch als Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für medizinische Mykologie fungiert.
Dass die PCR-Tests bei der Diagnose eine wichtige Rolle spielten, sei nunmehr "nicht mehr nur ein Bauchgefühl, das auf eigenen Erfahrungen basiert, sondern mit wissenschaftlicher Evidenz belegbar." Dass es noch "weitere Studien" bräuchte, sei aber ebenfalls evident. "Dennoch sind wir jetzt auf einem guten Weg und haben mit unserer Meta-Analyse eine wichtige Grundlage geschaffen, an der es weiterzuarbeiten gilt", hob Lackner hervor. Dazu brauche es auch "interdisziplinäre Bemühungen", erklärte die Wissenschafterin. Das zeige auch die vorliegende Forschungsarbeit, an der auch der Epidemiologe Peter Willeit und die Assistenzprofessorin für kardiovaskuläre Epidemiologie Lena Tschiderer - beide am Epicenter der Medizinischen Universität tätig - maßgeblich beteiligt waren.
APA