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Licht ins Dunkel(feld)

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Analyse © Shutterstock
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Die Dunkelfeldmikroskopie beruht darauf, dass Objekte Licht nicht nur absorbieren, sondern zum Teil auch ablenken. Wird die Beleuchtung bei einem Mikroskop nun so eingestellt, dass die direkten Lichtstrahlen am Objektiv des Mikroskops vorbeigehen, sieht der/die Betrachter:in nur das von den im Blickfeld liegenden Strukturen abgelenkte Licht. Der Hintergrund bleibt dunkel, die Strukturen stechen durch ihre Helligkeit und bunten Farben heraus. Das Dunkelfeld- hat gegenüber dem Hellfeldmikroskop den Vorteil, dass die Untersuchungsobjekte – die meistens durchsichtig sind – einen deutlich besseren Kontrast haben und daher besser zu erkennen sind. So können Konturen von Zellen und anderen Objekten gut beurteilt werden.

Woher die Dunkelfeldanalyse kommt

Der Insektenforscher Günther Enderlein postulierte schon vor etwa 100 Jahren, dass Blutproben im Dunkelfeldmikroskop aufgrund ihres Aussehens Rückschlüsse auf Krankheiten zulassen. Heute erlebt die Dunkelfeldanalyse – häufig unter den Begriffen „Vitalblutanalyse“ oder „Dunkelfeldmikroskopie nach Enderlein“ – einen neuen Aufschwung.

Problem der Reproduzierbarkeit

Dass die Methode zur Diagnose von Krankheiten geeignet ist, ist jedoch nicht belegt. Im Gegenteil gibt es Hinweise auf ihre Unzuverlässigkeit. Eine kleine Studie mit 24 Proband:innen untersuchte die Verlässlichkeit der Dunkelfeldanalyse bei der Diagnose von Diabetes und stieß dabei auf das Problem, dass die Studienergebnisse nicht reproduzierbar waren.1 In einer anderen Untersuchung mit 110 Teilnehmer:innen gelang es einem in der Dunkelfeldanalyse versierten Heilpraktiker nicht, Krebserkrankungen korrekt zu diagnostizieren. Es kam nicht nur zu falsch-negativen Diagnosen, sondern auch zu vielen falsch-positiven (30 von 83 Gesunden).2 Eine aktuellere Studie untersuchte die Diagnostizierbarkeit von Eisen- und Vitamin-B12-Mangel an 30 Personen im Vergleich zu laborchemisch ermittelten Parameter von Eisen- bzw. Vitamin-B12-Mangel. Zwar konnte anhand von Merkmalen aus der Dunkelfeldanalyse in rund 70 % der Fälle ein Eisenmangel und in 60–80 % der Fälle ein B12-Mangel festgestellt werden, die Expert:innen von Cochrane Österreich sehen jedoch grobe strukturelle Mängel im Studiendesign.3 Zudem wurde die Studie von einer Firma finanziert, die Geräte zur Dunkelfeldanalyse herstellt.

Quellen

1 Teut M et al. Reliability of Enderlein’s darkfield analysis of live blood. Altern Ther Health Med. 2006, Jul-Aug;12(4):36-41 
2 El-Safadi S et al., Erlaubt die Dunkelfeldmikroskopie nach Enderlein die Diagnose von Krebs? Eine prospektive Studie. Complementary Medicine Research. 2005, 12(3), 148-151 
3 https://medizin-transparent.at/dunkelfeldanalyse/#ref3 Zugriff am 10.04.2025

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