Herzlich entspannt

Mikronährstoffe für Herz & Kreislauf

Mag. Larissa Grünwald
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Hülsenfrüchte wie Kichererbsen, Bohnen, Linsen oder Lupinen stehen bei den meisten Österreicherinnen und Österreichern zu selten auf dem Speiseplan. © Shutterstock
Hülsenfrüchte wie Kichererbsen, Bohnen, Linsen oder Lupinen stehen bei den meisten Österreicherinnen und Österreichern zu selten auf dem Speiseplan. © Shutterstock

Inflammatorische Prozesse, Gefäßschäden durch oxidiertes LDL (low density lipoproteins), Ablagerungen sowie oxidativer Stress im Gefäßsystem sind wesentliche Ursachen der Arteriosklerose, die in weiterer Folge die Gefahr für Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöht. Ähnliches gilt für die Hypertonie, die entzündliche Prozesse im Gefäßsystem sowie die Inbalance zwischen konstriktiven (zusammenziehend) und dilatativen (erweiternden) Faktoren als Auslöser hat.

Stille Entzündungen reduzieren

Zur Reduktion der entzündlichen Prozesse sind Antioxidantien die beste Wahl. Mit zunehmendem Alter nimmt die Verfügbarkeit wichtiger Radikalfänger durch erhöhten Verbrauch bzw. reduzierte Zufuhr ab. Dies gilt sowohl für Vitamin C, E oder Coenzym Q10 als auch für Enzyme mit antioxidativer Wirkung wie Glutathionperoxidase oder Superoxiddismutase in Verbindung mit Selen, Mangan und Zink.

Empfohlene Dosierung:
15–25 mg Zink; 2–4 mg Mangan pro Tag

Radikalfänger Tocopherol als routinierte Gefäßprophylaxe

Vitamin E gilt als einer der besten Radikalfänger im fettlöslichen Milieu und ist zentraler Nährstoff in der Herz-Kreislauf-Prävention. Im Zusammenspiel mit Vitamin C können auf diese Weise Oxidationsprozesse unterbrochen und Entzündungsgeschehen reduziert werden. Zusätzlich fungiert Vitamin E als natürlicher Blutverdünner, reduziert das Thromboserisiko und stärkt gemeinsam mit Vitamin C das Bindegewebe und die Gefäße.

Empfohlene Dosierung:
50–100 mg Vitamin E; 200–500 mg Vitamin C pro Tag

Ausgeglichener Selenspiegel

Selen spielt im Herz-Kreislauf-System eine spezielle Rolle. Das v. a. in Fisch, Nüssen und Hülsenfrüchten vorkommende Spurenelement wird in Kombination mit oben genannten Antioxidantien eingesetzt. Gleichzeitig reduziert Selen das Risiko für koronare Herzerkrankungen. Ein Selenmangel kann zur Erkrankung des Herzmuskels beitragen.

Empfohlene Dosierung:
50–75 µg Selen pro Tag

Elektrolyte für den Muskel mit der größten Ausdauer

Das kardiovaskuläre System reagiert auf verschiedene Belastungen wie Sport, erhöhten Sauerstoffbedarf, Stress etc. über die kardiale Schlagkraft, die Schlagfrequenz sowie die Gefäßspannung. Für den reibungslosen Ablauf dieser Prozesse sind in erster Linie Elektrolyte – allen voran Kalium und Magnesium – unentbehrlich. So erhöht ein Magnesiummangel die Durchlässigkeit für Kalium, was wiederum Auswirkungen auf die Schlagkraft des Herzmuskels hat. Genauso verhindert Magnesium als Calciumantagonist eine Calciumüberladung in den Herzmuskelzellen und vermindert das Risiko von Herzrhythmusstörungen bis zum Herzinfarkt. Gemeinsam mit Kalium reguliert es folgerichtig den Blutdruck, die Herzleistung und reduziert das kardiovaskuläre Risiko. 

Empfohlene Dosierung: 
200–400 mg Magnesium; 200–400 mg Kalium pro Tag

Coenzym Q10 als Leistungsstütze für das Herz

Coenzym Q10 verbessert die Herzleistung bei Herzinsuffizienz. Zusätzlich verhindert es – ähnlich wie Vitamin E – Oxidationsprozesse von Blutfetten und Cholesterin. 

Wichtig: Bei Statintherapien darf Coenzym Q10 im Nährstoffplan keinesfalls fehlen, da die körpereigene Synthese von Coenzym Q10 durch Statine empfindlich reduziert wird, was sich in Müdigkeit und muskulärer Erschöpfung niederschlägt.

Empfohlene Dosierung:
 90–120 mg Coenzym Q10 pro Tag

Richtige Fette am Teller, weniger im Blut

Die lange Zeit postulierte fett- und cholesterinarme Ernährung zeigte unterm Strich nur wenig Erfolg. Der erhoffte Effekt auf eine geringere Herz-Kreislauf-Mortalität blieb aus, beendete die pauschale Verurteilung von Fett und stellte die Fettqualität in den Mittelpunkt der Empfehlungen. Mittlerweile sind mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren als eine der zentralsten Präventionsstrategien für ein gesundes Herz und intakte Gefäße unentbehrlich. Diese sind v. a. in Kaltwasserfischen wie Lachs, Makrele und Kabeljau, aber auch in Nüssen, Samen und Algenöl enthalten.

Empfohlene Dosierung: 
100–200 mg Omega-3-Fettsäuren (EPA+DHA) pro Tag

Behalten Sie die Fettbalance im Blut unter Kontrolle

Für das Gleichgewicht der Blutfette und deren funktionelle Umsetzung im Organismus ist Chrom als essenzieller Cofaktor verantwortlich. Gerade bei Diabetikerinnen und Diabetikern ist Chrom eine unentbehrliche Ergänzung, da es gleichermaßen die Glucosetoleranz und die Insulinsensitivität verbessert.

Empfohlene Dosierung: 
30–100 mcg Chrom pro Tag

Das Seniorenleiden mit erhöhtem Homocystein

Während eine Hyperhomocysteinämie im Allgemeinen bei rund 5–10 % der Bevölkerung auftritt, liegt der Prozentsatz bei älteren Menschen bereits bei 30–40 %. Auffallend ist der starke Anstieg nach den Wechseljahren, wobei der Homocysteinspiegel bei Frauen generell einem lebenslangen Auf und Ab unterworfen ist.

Hyperhomocysteinämie steigert das Herz-Kreislauf-Risiko

Ein erhöhter Homocysteinspiegel gilt als ernst zu nehmender Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Werte über 15 μmol/l können das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall stark erhöhen und zeigen in zahlreichen Studien einen ähnlich negativen Effekt auf Depressionen und Alzheimer-Demenz. Homocystein entsteht endogen aus der Aminosäure Methionin. Gut zu wissen, dass tierisches Eiweiß im Vergleich zu pflanzlichem Eiweiß dreimal so viel Methionin pro Gewichtseinheit enthält und ein übermäßiger Fleischkonsum gemeinsam mit einem Vitamin-B-Mangel eine mögliche Ursache darstellt.

Drei B-Vitamine senken Homocysteinspiegel

Zwischen den Vitaminen B6, B12 und Folsäure besteht eine enge Beziehung. So wird u. a. Abbau und Umwandlung von Homocystein von allen drei B-Vitaminen katalysiert. Sind zu wenig Vitamin-B-Reserven vor Ort, können bestimmende Abbauschritte nur unzureichend stattfinden und der Homocysteinspiegel steigt über seinen physiologischen Normwert. In der Folge bilden sich vermehrt freie Radikale, die das Endothel – also jene Zellenschicht, die das Innere der Blutgefäße auskleidet – schädigen können. Dagegen empfiehlt sich eine ausreichend hohe Dosierung an Nicotinsäure, die einen erhöhten LDL-Spiegel reduzieren und gleichzeitig das HDL steigern kann.

Empfohlene Dosierung: 
400–600 µg Folsäure; 25–50 mg Vitamin B6, 50–500 µg Vitamin B12 pro Tag

Vitamin D3 und Vitamin K2 für die Gefäße

Seit mehreren Jahren ist bekannt, dass Vitamin D nicht nur im Calcium- und Knochenstoffwechsel essenzielle Funktionen übernimmt, sondern auch die kardiovaskuläre Gesundheit wesentlich beeinflusst. So erhöhen niedrige Vitamin-D-Spiegel das Risiko für Bluthochdruck, Periphere arterielle Verschlusskrankheit, Myokardinfarkte, Herzversagen und die allgemeine kardiale Mortalität. Verschiedene Untersuchungen zeigen Zusammenhänge mit sog. endothelialen Dysfunktionen – also Entzündungsprozessen, Arteriensteifigkeit und verstärkten Ablagerungen von Calcium in den Gefäßen. Letzteres wird durch eine regelmäßige Zufuhr mit Vitamin K2 reguliert, da dieses Vitamin zahlreiche Transportproteine für Calcium im Gefäß aktiviert. Auf diese Weise wird das Calcium über das Matrix-GLA-Protein (MGP) und das Peptid-Hormon Osteocalzin gebunden. Osteocalzin spielt eine wichtige Rolle in der Neubildung von Knochen und sorgt dafür, dass das aufgenommene Calcium in die Knochen eingebaut wird. Matrix-GLA ist wiederum für den Transport von Calciumionen in das Knochengewebe zuständig und verhindert auf diese Weise unphysiologische Ab- und Einlagerungen von Calcium in Organen oder Gefäßen. 

Empfohlene Dosierung: 
2.000–4.000 I.E. Vitamin D3; 0,5–1 µg Vitamin K2 pro kg KG pro Tag

Tipp aus der Küche

Der regelmäßige Verzehr von Gemüse, Hülsenfrüchten (!) und Obst kann vor Herzinfarkt und Schlaganfall schützen. Neben Vitaminen und Mineralstoffen sind v. a. die sekundären Pflanzenstoffe wichtige Schutzfaktoren für das Herz und das Gefäßsystem. Die Gefäße profitieren von einer regelmäßigen Zufuhr an sekundären Pflanzenstoffen, v. a. aus Beerenfrüchten wie Heidelbeeren, Johannisbeeren, Himbeeren, Preiselbeeren oder Cranberrys. Wer Nahrungsergänzungen wählt, kann sich mit Rutin, Roter-Weinlaub-Extrakt oder Pinien-Extrakt Gutes tun. 

Beeren schmecken nicht nur gut, sie tun auch den Gefäßen wohl. © Shutterstock
Beeren schmecken nicht nur gut, sie tun auch den Gefäßen wohl. © Shutterstock


Lebensmittel mit hohem Ballaststoffanteil wie Vollkorn – v. a. Haferflocken, Gemüse und Hülsenfrüchte – regulieren darüber hinaus den Cholesterinspiegel, indem sie das Cholesterin im Darm binden und dessen Aufnahme reduzieren. Und zu guter Letzt darf nicht vergessen werden, dass Übergewicht einer der größten Belastungen für das Herz-Kreislauf-System darstellt und dieses bspw. mittels Low-carb-Ernährung und/oder Intervallfasten auf lange Sicht reduziert werden sollte.

Quellen

•   Heiner K. Berthold: Leitfaden Geriatrie; Urban & Fischer 2021
•   Fournier P et al.: Homocysteine in Chronic Heart Failure. Clin Lab 2015;61(9):1137–45
•   Yokota T et al.: Systemic oxidative stress is associated with lower aerobic capacity and impaired skeletal muscle energy metabolism in patients with metabolic syndrome. Diabetes Care 2013;36(5):1341–6
•   Busa V et al.: Role of Vitamin D Supplementation in Heart Failure Patients With Vitamin D Deficiency and Its Effects on Clinical Outcomes: A Literature Review. Cureus 2020; 12(10): e10840
•   Fotino AD et al.: Effect of coenzyme Q10 supplementation on heart failure: a meta-analysis. Am J Clin Nutr 2013;97(2):268–75

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