Nahrungsergänzungsmittel

Fischöl-Präparate für Gesunde könnten dem Herz schaden

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Fischöl-Präperate © Shutterstock
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Eine aktuell in den USA veröffentlichte Untersuchung zu Multivitaminpräparaten zeigt ähnliches: keine Steigerung der Lebenserwartung durch die Vitaminpillen.

Seit rund 20 Jahren wird das an Omega-3-Fettsäuren reiche Fischöl bei täglicher Einnahme als Präventionsmittel für Herz-Kreislauf-Erkrankungen beworben. Viele Menschen kaufen diese Nahrungsergänzungsmittel in der Hoffnung, ihre Herzgesundheit zu fördern.

Die wissenschaftliche Datenlage zur positiven Wirkung von Fischöl-Produkten ist bestenfalls mäßig. So erklärte der norwegische Kardiologe Are Kalstad im November 2020 beim Jahreskongress des US-Kardiologenverbandes (AHA), dass eine Studie mit Herzinfarktpatienten, die Fischöl zur Prävention weiterer Herzzwischenfälle einnahmen, gescheitert ist: "Das Faktum, dass kein einziger Hinweis auf irgendeinen Effekt von Omega-3-Fettsäuren in der Probandengruppe zu verzeichnen war, weist - gemeinsam mit anderen neutralen Studien - darauf hin, dass Omega-3-Nahrungsergänzungsmittel unwirksam bei der Prävention von Herz-Kreislauf-Ereignissen sind."

Ein chinesisches Epidemiologenteam um Hualiang Lin von der Sun Yat-Sen Universität in Guangzhou hat im angesehenen British Medical Journal (BMJ) eine Studie veröffentlicht. Diese Studie analysierte die Daten von knapp 416.000 Menschen im Alter zwischen 40 und 69 Jahren aus der britischen Biobank-Studie. Die Teilnehmer wurden zwischen 2006 und 2010 befragt und bis Ende März 2021 beobachtet. Rund 30 Prozent der Befragten gaben an, regelmäßig Fischöl-Präparate einzunehmen.

Laut den Ergebnissen könnten die Omega-3-Fettsäure-Produkte für Gesunde eher negative Auswirkungen haben. "Bei denjenigen, bei denen zu Beginn des Beobachtungszeitraums keine Herz-Kreislauf-Erkrankungen bekannt waren, war die regelmäßige Einnahme von Fischölnahrungsergänzungsmitteln mit einem um 13 Prozent erhöhten Risiko für die Entwicklung von Vorhofflimmern und einem um fünf Prozent erhöhten Risiko für einen Schlaganfall verbunden", fasste das Deutsche Ärzteblatt die Ergebnisse der Studie zusammen.

Im Gegensatz zur norwegischen Studie an Herzinfarktpatienten fanden sich in der Untersuchung Hinweise auf positive Wirkungen bei bereits anfänglich Herzkranken, wenn sie regelmäßig Fischöl-Nahrungsergänzungsmittel einnahmen. Für die Studienteilnehmer mit einer diagnostizierten Herz-Kreislauf-Erkrankung war eine regelmäßige Einnahme von Fischöl günstig, was den Übergang von Vorhofflimmern zu schweren akuten Herz-Kreislauf-Ereignissen (minus acht Prozent Häufigkeit), von Vorhofflimmern zu einem Herzinfarkt (minus 15 Prozent Risiko) und von einer chronischen Herzschwäche mit tödlichem Ausgang (minus neun Prozent) betraf", schrieben die chinesischen Wissenschaftler im British Medical Journal. Für Herzgesunde könne die Einnahme der Omega-3-Fettsäure-Präparate eher einen Risikofaktor darstellen.

Doch das Geschäft mit den Nahrungsergänzungsmitteln zur erhofften Steigerung des Gesundheitszustandes ist noch viel größer. "Einer von drei Erwachsenen in den USA verwendet Multivitaminpräparate mit der der primären Motivation, Erkrankungen zu verhindern", schrieben am Mittwoch die US-Epidemiologin Erikka Loftfield (National Cancer Institute/USA) und ihre Co-Autoren in der Online-Publikation der US-Ärztegesellschaft (JAMA; doi:10.1001/jamanetworkopen.2024.18729).

Die Wissenschaftler analysierten die Daten von 390.124 Personen im Durchschnittsalter von 61,5 Jahren, die bis zu 27 Jahre lang hinsichtlich ihres Gesundheitszustandes beobachtet wurden. Die Auswertung konzentrierte sich auf den Zusammenhang zwischen der Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln und der Sterblichkeit. Dabei zeigte sich, dass die Vitaminpillen keine Wirkung hatten. Die Autoren: "Der Gebrauch von Multivitaminpräparaten war nicht mit einer geringeren Sterblichkeit aus allen Ursachen verbunden." So war in zwei Auswertungen jeweils ein statistisch nicht signifikantes höheres Mortalitätsrisiko bei den Vitaminpillen-Verwendern um vier Prozent beobachtet worden.

APA

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