
Erstmals wurde nun im Durchschnitt ein Zuckeranteil von knapp unter 6,0 Gramm pro 100 Milliliter erreicht, und das, ohne dass die fehlende Süße durch Süßstoffe ersetzt wurde. Das vorsorgemedizinische Institut SIPCAN will deshalb 2027 den empfohlenen Grenzwert neuerlich absenken, kündigte Bundeskoordinator Manuel Schätzer an.
Für die aktuelle Studie wurden fast 600 Getränke untersucht. Dabei wurde ein durchschnittlicher Zuckeranteil von 5,8 Gramm pro 100 Milliliter festgestellt. Zu Beginn der Erhebungen im Jahr 2010 lag dieser Wert noch bei 7,5 Gramm. Zu verdanken ist dieser Rückgang der heimischen Getränkeindustrie, denn die internationalen Konzerne würden ihre Formeln für Österreich nicht ändern, so Schätzer. Diese Getränke haben teils mehr als zehn Gramm Zucker.
SIPCAN (Special Institute for Preventive Cardiology and Nutrition) mit Sitz in Salzburg gibt seit 2010 in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium einen empfohlenen Grenzwert für den Zuckergehalt vor, der 2010 bei 7,5 Gramm lag und heuer mit Jahresbeginn auf 6,3 Gramm gesenkt wurde und 2027 weiter auf 6,0 reduziert werden soll. Durch diese stufenweise Herabsenkung konnte auch die Industrie nachziehen. "Viele Getränke wurden also in kleinen Schritten immer weniger süß. Das brachte den Vorteil, dass sich die Konsumentinnen und Konsumenten langsam an die geringere Süße gewöhnen konnten", so Schätzer.
Erhöhtes Gesundheitsrisiko durch künstliche Süßstoffe
Das sei wichtig, weil eine Kompensation durch künstliche Süßstoffe "zunehmend unter wissenschaftlicher Kritik steht, da deren langfristiger Konsum mit erhöhten Gesundheitsrisiken wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes mellitus Typ 2 in Verbindung gebracht wird. Auch die WHO rät von deren Einsatz zur Gewichtskontrolle dringend ab. Eine wirklich erfolgreiche Zuckerreduktion muss daher ohne Süßstoffe passieren", sagte SIPCAN-Vorstand Friedrich Hoppichler.
Das ist in Österreich auch passiert: Der Anteil an süßstoffhaltigen Getränken ist seit 2010 nicht gestiegen, sondern sogar von 16,6 auf 14,3 Prozent aller Getränke gesunken. In Großbritannien hingegen, wo eine Zuckersteuer eingeführt wurde, enthalten heute fast neun von zehn Erfrischungsgetränken Süßstoffe.
Maximal 50 Gramm Zucker pro Tag für Erwachsene
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt für Erwachsene, maximal zehn Prozent des Tagesenergiebedarfs durch freien Zucker aufzunehmen. "Für einen durchschnittlichen Erwachsenen sind das rund 50 Gramm Zucker pro Tag, für ein zwölfjähriges Kind rund 60 Gramm", so Schätzer. Das heißt, mit einem Liter eines Getränks mit durchschnittlichem Zuckeranteil wird dieser Wert bereits überschritten.
APA