Aber nicht nur Gewebe wie Brüste und Gebärmutter werden angepasst, auch der Darm ist von Umbauprozessen betroffen. Ein internationales Forschungsteam konnte nun mithilfe gentechnisch veränderter Mäuse und Darmorganoiden von Mäusen und Menschen zeigen, dass sich die Darmzotten während der Schwangerschaft und Stillzeit reorganisieren und zu blattartigen Strukturen vergrößern. Das führt zu einer annähenden Verdopplung ihrer Oberfläche und erleichtert vermutlich die Aufnahme von Zucker, Eiweiß und Fett.
RANK/RANKL als Schlüssel
Verantwortlich für diese Anpassungen ist das RANK-Rezeptor/RANK-Ligand-System (RANK/RANKL), das hormonabhängig eine Vergrößerung der Darmzotten bewirkt. Das System spielt u.a. auch eine Rolle im Knochenstoffwechsel, in der Brustdrüsenbiologie und bei der Immuntoleranz in der Schwangerschaft. Wurde das RANK/RANKL-System experimentell deaktiviert, blieb die Zottenvergrößerung in der Schwangerschaft und Stillzeit weitgehend aus. Die durch RANK/RANKL vermittelten Veränderungen im Darm sind essenziell für die Ernährung des Kindes während der Stillzeit und vollständig reversibel. Bleibt der Darm werdender Mütter hingegen unverändert, beeinflusst dies auch die Zusammensetzung der Muttermilch, was das Gewicht der Babys negativ beeinflussen und zu generationenübergreifenden Stoffwechselfolgen führen kann.
Quelle
Onji M et al., RANK drives structured intestinal epithelial
expansion during pregnancy, Nature, 2024, doi:10.1038/s41586-024-08284-1