Ungeliebte Urlaubsbegleitung

Prophylaxe und Therapie

Mag. Larissa Grünwald
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Mann hat Darmbeschwerden © iStock
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Die Reisediarrhoe wird durch eine Reihe von Bakterien, Viren oder seltener Parasiten hervorgerufen. Zusätzlich zählen Viren, insbesondere Noroviren und in einigen Regionen auch Protozoen zu den potenziellen Auslösern des Reisedurchfalls.

Erreger der Reisediarrhoe

Der klassische Reisedurchfall wird häufig von enterotoxischen Escherichia coli-Bakterien (ETEC) ausgelöst. ETEC schütten im Darm der infizierten Personen Enterotoxine aus, welche innerhalb kurzer Zeit zu massiven wässrigen Durchfällen führen. 

Bei den fast ebenso häufig vorkommenden Infektionen mit Shigellen, Salmonellen und verschiedenen Campylobacter-Arten spielen ebenfalls Enterotoxine eine zentrale Rolle. Letztgenannte Erreger schädigen die Darmwand, können das Gewebe infizieren und sind um einiges problematischer, was Symptomatik und Therapie betrifft. 

Darmflora vorab stärken

Vorbeugende Maßnahmen sollten idealerweise schon einige Wochen vor der Reise begonnen werden. Ein gestärktes Immunsystem ist wichtig, da es mögliche Erreger direkt an der Eintrittspforte gekonnt abwehren kann. Ein gesunder Darm, der durch eine feste Barriere und eine millimeterdicke Schleimschicht aus gesunden Darmbakterien geschützt ist, ist in der Regel unempfindlich gegenüber gewissen Erregern. Die beste Vorsorge gegen Reisedurchfall besteht daher aus einer Darmsanierung mit einem hochwertigen Probiotikum, einer gesunden Ernährung (resistente Stärke) und der Vermeidung potenzieller Gefahrenquellen während des Urlaubs.

Probiotika: präventiv und therapeutisch

Probiotika sind aus mehreren Gründen sowohl für die Prävention als auch für die unterstützende Behandlung geeignet. Sie sind wirksam, unabhängig davon, ob Bakterien oder Viren den akuten Durchfall auslösen, und eignen sich für Erwachsene, Senior:innen und Kinder gleichermaßen. Einige probiotische Präparate sind bereits bei Kindern ab einem Alter von zwei Jahren geeignet. Aktuelle Studienergebnisse weisen darauf hin, dass der Einsatz von Probiotika das Risiko einer Reisediarrhoe deutlich reduzieren kann. Sie können sowohl die Schwere der Erkrankung mildern als auch die Dauer der Durchfallerkrankung verkürzen.

Eine Probiotikakur sollte bereits einige Wochen vor der Reise begonnen werden und während der Reise fortgesetzt werden. Empfehlenswert ist daher ein Präparat, das nicht gekühlt werden muss. Für nachhaltige Erfolge sollte die Ergänzung in ausreichend hoher Dosierung (5 bis 10 Milliarden koloniebildenden Bakterien) täglich eingenommen werden und mindestens sechs verschiedene Bakterienstämme beinhalten. 

Resistente Stärke – Gesundes für die Darmflora

Hilfreich ist in jeder Hinsicht das Meiden von Alkohol, eine ballaststoffreiche Ernährung und reichlich Gemüse. Eine besondere Rolle kommt in puncto Ernährung der resistenten Stärke zu. Resistente Stärke kann von unseren Verdauungsenzymen nicht gespalten werden und gilt als Ballaststoff. Diese sind wiederum eine wichtige Nahrungsquelle für unsere Dickdarmflora und ein Garant für eine gesunde Bakterienvielfalt im Darm. 

Den höchsten Gehalt an resistenter Stärke tragen mit über 70 % des Stärkeanteils rohe Kartoffeln. Durch das Kochen der Kartoffeln sinkt der Anteil der resistenten Stärke von 70 % auf rund 5 %, sodass der Großteil der Stärke verdaubar wird. Beim Abkühlen der Speise wird jedoch ein Teil der Stärke wieder in resistente, also nicht resorbierbare Stärke umgewandelt. Entscheidend sind rund zwölf Stunden Kühlzeit, um einen derartigen Umwandlungsprozess zu erreichen. Die Ausbeute scheint mit letztendlich 10 % resistenter Stärke zwar gering, aber dennoch ein Vorteil. Unterm Strich ergibt dies einen kleinen kalorischen Vorteil, einen positiven Effekt auf den Blutzuckerspiegel und den glykämischen Index des Lebensmittels sowie einen höheren Ballaststoffanteil. 

Bananen © Shutterstock
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Neben kalten Kartoffeln sind ähnliche Effekte bei Reis, Getreide, aber auch unreifen Bananen zu sehen. Resistente Stärke kann auch bei chronischen Darmerkrankungen eine hilfreiche Alternative sein, wobei stets mit kleinen Portionen begonnen und langsam gesteigert werden sollte. Die stärkehaltigen Produkte müssen übrigens nicht kalt gegessen werden. Wird die zubereitete Speise einmal abgekühlt und anschließend wieder aufgewärmt, bleibt die resistente Stärke unverändert erhalten.

Wichtige Vorsichtsmaßnahmen

Eine der häufigsten Ursachen für Durchfall ist der Kontakt mit verunreinigtem Wasser. Dementsprechend gilt es alles zu vermeiden, das mit Wasser hergestellt wird, also Eis, Eiswürfel, Getränke mit Soda aus Leitungswasser, gespritzte Säfte etc.

Freunde lachen und trinken gemeinsam. © iStock
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Ebenso sollte auf Lebensmittel verzichtet werden, die mit Wasser in Berührung kommen könnten, wie beispielsweise frische Salate oder Früchte. Gerade in den ersten Urlaubstagen sollten vorwiegend gegarte Speisen, Obst und Gemüse, das geschält werden kann, sowie frisch gekochte bzw. original verschlossene Getränke bevorzugt werden. Denn der Körper benötigt etwas Zeit, um sich an die neuen Umweltbedingungen zu gewöhnen. 

Durchfall – was tun?

Hat sich der Durchfall dennoch nicht vermeiden lassen, wirken schwarzer Tee (mindestens zehn Minuten ziehen lassen), Kamillentee und Fencheltee beruhigend auf den Darm. Zwieback, Bananen, rohe geriebene Äpfel, Karotten und Haferschleim zählen ebenfalls zu den Klassikern bei Durchfall. Parallel können hochwertige Probiotika die Regeneration der Darmflora unterstützen und die Heilungsphase verkürzen.

Mineralerde

Adsorbenzien wie Mineralerden (Synonyme: Heilerde, Tonerde, Vulkanerde), Aktivkohle, Kaolin, Kieselerde (Siliziumdioxid) oder Huminsäuren wirken physikalisch und binden Flüssigkeit, gelöste Stoffe wie Bakteriengifte sowie deren Erreger. Der Stuhl erhält wieder Form und die Toxin- bzw. Bakterienmenge wird reduziert. Mineralerden sind in der Regel natürliche, mineralische Pulver, die innerlich angewandt bei Magen-Darm-Beschwerden indiziert sind. Mittlerweile sind unterschiedliche Zubereitungsformen wie Pulver, flüssige Formen oder Kapseln am Markt. Zusätzlich kann Mineralerde als unspezifische Mineralstoffquelle genutzt werden, wobei sich die Mineralstoffzusammensetzung je nach Produkt stark unterscheiden kann. Wichtig bei der Einnahme ist die ausreichende Flüssigkeitszufuhr.

Elektrolyte ausgleichen

Die wichtigste Sofortmaßnahme bei Durchfall ist der Ausgleich des Flüssigkeits- und Mineralstoffverlustes mit elektrolythaltigen Getränken. Gleichzeitig sollte auf kleine Portionen leicht verdaulicher Kohlenhydrate und auf rund eineinhalb bis zwei Liter Flüssigkeit pro Tag in Form von Mineralwasser oder Kräutertee geachtet werden. Parallel empfiehlt sich ein ausgewogenes Elektrolytpräparat aus der Apotheke mit einer moderaten Dosierung an Calcium, Magnesium, Kalium und Natrium, das in einem Liter Flüssigkeit aufgelöst wird und schluckweise getrunken wird. 

Die wichtigste Maßnahme bei  Durchfall ist der Ausgleich des  Flüssigkeits- und Mineralstoffverlustes  mit elektrolythaltigen Getränken. © iStock
Die wichtigste Maßnahme bei Durchfall ist der Ausgleich des Flüssigkeits- und Mineralstoffverlustes mit elektrolythaltigen Getränken. © iStock

Cola kann Durchfall verstärken

Cola und Salzstangerl bei Magen-Darm-Verstimmung sind entgegen ihrem Ruf stets mit Vorsicht zu genießen und niemals Mittel der ersten Wahl. Ganz im Gegenteil, die Kombination aus Koffein, Kohlensäure und Zucker kann einen gestressten Darm zusätzlich entwässern, aufblähen und den Durchfall sogar verschlimmern. Falls nichts Attraktiveres zur Verfügung steht: Cola mit der gleichen Menge (Mineral-)Wasser verdünnen. So wird der hohe Zuckergehalt (10 g Zucker pro 100 ml) verdünnt und die Resorptionsfähigkeit des Wassers verbessert. Ergänzend eignet sich leicht verdauliche Kost wie gekochter Reis, Weißbrot, Zwieback, klare Suppen, gedämpftes, leicht gesalzenes Gemüse sowie Apfelmus oder Bananen. Regelmäßiges Trinken nicht vergessen.

Wann ärztlich abklären?

Tritt nach zwei Tagen akutem Durchfall keine Besserung ein bzw. sind Fieber, Blut im Stuhl und starke Erschöpfungszustände zu erkennen, sollte unbedingt ärztlicher Rat eingeholt werden. Bei Kindern und älteren Menschen empfiehlt sich ein umso rascheres Handeln. Bei beiden Risikogruppen kann der Flüssigkeitsverlust rasch zu Akutsituationen führen, die durch frühzeitiges Intervenieren vermieden werden können. 


Quellen

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