Erkältungszeit

Mikronährstoffe für freie Atemwege

Mag. Larissa Grünwald
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Zu den akuten Atemwegserkrankungen zählen Erkältungskrankheiten wie Rhinitiden und Bronchitiden sowie Rachen- oder Mandelentzündungen. Diese Erkrankungen werden vorwiegend durch Bakterien oder Viren ausgelöst und zeigen in der Regel einen milden Verlauf. Heilen akute Atemwegserkrankungen nicht vollständig aus, können diese chronisch werden und im schlimmsten Fall Gewebeschäden bzw. bleibende Funktionseinschränkungen verursachen. Liegt eine Verengung oder sogar ein Verschluss der Atemwege vor, handelt es sich um obstruktive Atemwegserkrankungen. Das bedeutet, dass die Luft nur erschwert ein- oder ausgeatmet werden kann, da der Luftstrom gestört ist. Solche Ventilationsstörungen reichen von milden Ausprägungen wie Schnarchen bis zu schweren Krankheitsbildern wie Schlafapnoe (gestörte Einatmung), Asthma (gestörte Ausatmung) oder der fortschreitenden Lungenkrankheit COPD (chronisch obstruktive Lungenkrankheit).

Entzündungen dominieren das Krankheitsgeschehen

Erkrankungen der Atemwege sind in den meisten Fällen entzündlicher Natur. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die Lunge ist ein offenes System, das über die Atmung neben dem lebenswichtigen Sauerstoff auch Krankheitserreger und Schadstoffe aufnimmt. So gelangen beispielsweise Staub, Rauch, Bakterien und Viren in die Atemwege und können Entzündungen verursachen. Chronische Erkrankungen erfahren durch akute oder rezidivierende Atemwegsinfektionen stets eine Verschlimmerung der Symptome. Daher sind alle Maßnahmen zur Steigerung der Immunabwehr und zur Reduktion von entzündlichen Prozessen gut und wertvoll.

Rauchen und Alkohol schädigen die Atemwege

Die Gesundheit und Funktionalität der Atemwege werden durch die Ernährung, den Lebensstil sowie durch starkes Über- und Untergewicht beeinflusst. So ist bekannt, dass das Risiko für Atemwegserkrankungen mit zunehmendem BMI (Body Mass Index) stetig steigt. Weitere Risikofaktoren sind u. a. Rauchen, Passivrauchen, ein hoher Alkoholkonsum, negativer Stress, Überbelastung, Allergene und Schadstoffe. All diese Faktoren schädigen die Schleimhäute und verursachen einen erhöhten oxidativen Stress. Umgekehrt können Rauchverzicht, maßvoller Alkoholkonsum, Ernährungsstil und Mikronährstoffe effektiv zur Vorbeugung von Atemwegserkrankungen beitragen. 

Zunehmender oxidativer Stress

Sowohl Asthma als auch COPD sind durch eine chronische Entzündung der Bronchien mit Zellinfiltraten gekennzeichnet. 

Diese Infiltrate bestehen aus Mastzellen, Lymphozyten und Granulozyten, die laufend Zytokine freisetzen und die Entzündungsprozesse triggern können. 

Gemeinsam mit freien Sauerstoffradikalen, die durch Rauchen, erhöhte physische Belastung, Stress und Schadstoffe entstehen, kann es rasch zu einer Verschlechterung der Symptomatik kommen. In diesem Fall sind eine gute antioxidative Abwehr sowie eine Änderung des Lebensstils unausweichlich.

Antioxidantien als Basis der Atemwegstherapie

Ziel der orthomolekularen Intervention ist es, die antioxidative Abwehr zu stärken, den Verlauf von chronischen Atemwegserkrankungen zu mildern bzw. eine Chronifizierung zu vermeiden. Sinnvoll sind in dieser Hinsicht Antioxidantien, die das Immunsystem stimulieren und bereits in der Schleimhaut mögliche Erreger erfolgreich erkennen und abwehren können. 

Insbesondere bei viral bedingten Infekten verkürzen Mikronährstoffe nachweislich die Dauer der Erkrankung und können Symptome abschwächen. So sind insbesondere Glutathion, Coenzym Q10, Vitamin C, Vitamin E, Selen, Zink sowie Carotinoide und Flavonoide gerade bei Atemwegserkrankungen eine wertvolle Unterstützung. 

Vitamin C für effektive Leukozytenfunktion 

Vitamin C ist neben Glutathion das wichtigste Antioxidans in der Lungenflüssigkeit und im Bronchialsekret und regeneriert im Rahmen des antioxidativen Schutzes oxidiertes (verbrauchtes) Vitamin E. Niedrige Vitamin-C-Plasmakonzentrationen führen zu einem Anstieg von Histamin – einem Entzündungsmediator mit bronchokonstriktorischer Wirkung. Zusätzlich kommt es zu Funktionseinbußen der Leukozyten, zu vermehrten Autooxidationsprozessen und einer reduzierten Phagozytosewirkung. Studien zeigen, dass die Supplementierung mit Vitamin C diese Prozesse reduzieren und die Leukozytenfunktion signifikant steigern kann. 

Empfohlene Dosierung:
Vitamin C: 1–5 g Vitamin C/Tag

Glutathion im Lungengewebe

Glutathion ist eines der stärksten wasserlöslichen Antioxidantien, die vom Organismus synthetisiert werden, und das wichtigste Antioxidans im epithelialen Flüssigkeitsfilm der Lunge. Das schwefelhaltige Tripeptid aus Glutaminsäure, Glycin und Cystein liegt dabei in seiner reduzierten bzw. aktiven Form (GSH) in den Körperzellen vor. Die vermehrte Freisetzung von Entzündungsmediatoren und Sauerstoffradikalen im Bronchiallumen bei Atemwegserkrankungen geht auf Kosten der Glutathionreserven und erhöht den Verbrauch.

Empfohlene Dosierung:
Glutathion: 100–200 mg/Tag

Vitamin E reduziert allergische Neigung

Vitamin E wirkt im lipophilen Bereich der Zelle und schützt ungesättigte Fettsäuren v. a. in der Zellmembran vor oxidativen Prozessen. Dabei arbeitet Vitamin E eng mit Vitamin C zusammen. Letzteres kann oxidiertes Vitamin E, wie es nach dem Abfangen freier Radikale entsteht, wieder zur aktiven Form reduzieren. Beide Vitamine gelten für die normale Funktion des Immunsystems als unentbehrlich und sollten stets gemeinsam supplementiert werden. 

Empfohlene Dosierung:
Vitamin E: 50–100 mg/Tag

Zink für intakte Schleimhaut

Zink spielt eine bedeutende Rolle für Wachstum, Entwicklung und Regeneration des Organismus und unterstützt das Immunsystem. Dabei ist seine Funktion als Cofaktor der Superoxiddismutase besonders hervorzuheben. Zink hat sich gerade bei Atemwegserkrankungen wie Erkältung, Influenza, Sinusitis, Lungenentzündung und Covid-19 bewährt.

Auch für eine raschere Abheilung von Haut- und Schleimhautverletzungen ist Zink ein gut etabliertes Spurenelement – nicht zuletzt durch seine enge Kooperation mit Vitamin A, dessen Transportprotein zinkabhängig ist.

Empfohlene Dosierung:
Zink: 15–20 mg/Tag 

Selen bei rezidivierenden Atemwegserkrankungen

Selen ist essenzieller Bestandteil spezifischer selenhaltiger Glutathionperoxidasen, die zur zellulären Abwehr bei oxidativem Stress entscheidend sind. Über diese Funktion wirkt das Spurenelement antiinflammatorisch und immunmodulierend.

Empfohlene Dosierung:
Selen: 50–75 µg/Tag

N-Acetylcystein bei hartnäckigem Schleim

Der Glutathionspiegel lässt sich neben der direkten Gabe von reduziertem Glutathion auch durch die Gabe von N-Acetylcystein effektiv steigern. N-Acetylcystein (NAC) besitzt eine gute Bioverfügbarkeit, zeigt antiinflammatorische Wirkung und unterstützt die Schleimlösung bei bronchialen Beschwerden. Die schleimverflüssigende Wirkung kommt durch die Spaltung der Disulfidbrücken in den Mucopolysaccharidfasern des Sekrets zustande. Dadurch kann der festsitzende zähe Schleim besser abgehustet werden. 

Empfohlene Dosierung:
N-Acetylcystein: 300–600 mg/Tag

Vitamin D3 bei chronischen Atemwegserkrankungen

Vitamin D wirkt in allen Körperzellen über eigene Vitamin-D-Rezeptoren. Es ist assoziiert mit einer verbesserten Infektabwehr, reduzierten autoimmunen Prozessen und gesteigerter Bildung von Immunglobulinen und antiinflammatorischen Zytokinen. Laut Studien verlangen akute und chronische inflammatorische Erkrankungen ganzjährig Wirkspiegel von über 75 nmol/l (präventiv) bis 100–200 nmol/l (therapeutisch). In der Realität liegen die Werte hierzulande gerade im Winter oft deutlich darunter.

Empfohlene Dosierung:
Vitamin D: 2.000–4.000 I.E./Tag

Magnesium als Kombinationspartner 

Magnesium arbeitet eng mit Vitamin D zusammen und ist daher ein essenzieller Kombinationspartner. So sind jene Enzyme, die Vitamin D über verschiedene Schritte in seine aktive Form umwandeln, von Magnesium abhängig. Zusätzlich sind die Vitamin-D-Transportmoleküle im Körper auf einen ausgeglichenen Magnesium-Spiegel angewiesen. Und zu guter Letzt wird das Parathormon (PTH) aus der Nebenschilddrüse, das den Stoffwechsel von Vitamin D reguliert, ebenfalls von Magnesium beeinflusst. Außerdem entspannt Magnesium die glatte Muskulatur und wirkt auch auf die Bronchien entspannend und entkrampfend. Umgekehrt kann sich ein schwerer Magnesiummangel proinflammatorisch auswirken, weshalb eine Supplementierung bei jeder chronischen Lungenerkrankung sinnvoll erscheint.

Empfohlene Dosierung:
Magnesium: 300–350 mg/Tag je nach Verträglichkeit 

Omega-3-Fettsäuren zum Durchatmen

Omega-3-Fettsäuren sind Bausteine von Membran-Phospholipiden und Ausgangssubstanzen für die Bildung antiinflammatorischer Immunbotenstoffe. Damit sind sie Gegenspieler der proinflammatorischen Arachidonsäure, Leukotriene und Prostaglandine. Zudem sind sie involviert in die Synthese von Lipidmediatoren wie Resolvinen, Protectinen und Maresinen und als solche vermutlich daran beteiligt, Entzündungen programmiert zu beenden. Für die Beurteilung der Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren dient der Omega-3-Index. Dieser beschreibt das prozentuale Verhältnis von DHA (Docosahexaensäure) und EPA (Eicosapentaensäure) im Vergleich zu den anderen Fettsäuren. Der optimale Wert liegt bei über acht Prozent.

Empfohlene Dosierung:
Omega-3-Fettsäuren: 1–3 g/Tag

Flavonoide und Efeu reduzieren Entzündungen

Flavonoide sind wirksame Antioxidantien und antiallergische Pflanzenstoffe und können die Ausschüttung an Allergie- und Entzündungsbotenstoffen reduzieren. Typische Beispiele für Flavonoide sind Quercetin und Procyanidine beispielsweise aus einem Pinienrinden-Extrakt (Kiefernrinden-Extrakt). Auch Efeu kann als traditionell eingesetzte Pflanze bei Atembeschwerden überzeugen. Der Extrakt aus den Blättern wirkt schleimlösend, wird auch von Kindern gut vertragen, kann die Bronchien erweitern und Entzündungen lindern. 

Empfohlene Dosierung:
Pinienrinden-Extrakt: 75–150 mg/Tag
Efeu-Extrakt: 75–150 mg/Tag

Quellen

• Allen S et al.: Association between antioxidant vitamins and asthma outcome measures: systematic review and meta-analysis. Thorax 2009; 64(7): 610–609
• Zhu M et al.: The association between vitamin D and COPD risk, severity, and exacerbation: an updated systematic review and metaanalysis. Int J Chron Obstruct Pulmon Dis 2016;11: 2597–2607
• Brigham EP et al.: Omega-3 and Omega-6 Intake Modifies Asthma Severity and Response to Indoor Air Pollution in Children. Am J Resp Crit Care Med 2019; 199(12): 1478–1486
• Richie JP et al.: Randomized controlled trial of oral glutathione supplementation on body stores of glutathione. Eur J Nutr 2015; 54: 251–263 
• Lang C et al.: Efeu in der pädiatrischen Praxis ZPT. Z Phytother 2015; 36: 192–196

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