- Der Quantenphysiker Anton Zeilinger (77) erhielt dafür am 4. Oktober dieses Jahres mit je einem Kollegen aus den USA und Frankreich den Nobelpreis für Physik.
- Mehr im medialen Schatten dieses Ereignisses steht der gebürtige Linzer Virologe Peter Palese. Er hat u. a. als weltweit erster Forscher eine genetische Analyse der Influenzaviren A, B und C erfolgreich durchgeführt und das schon ausgestorbene „Spanische-Grippe-Virus aus dem Jahr 1918“ rekonstruiert.
Anton Zeilinger
Anton Zeilinger, seit 2013 Professor Emeritus für Experimentalphysik an der Universität Wien, und seinen Mitstreitern gelang es, die theoretischen Grundlagen der Quanteninformation zu beschreiben sowie experimentell mit verschränkten Photonen zu bestätigen.
Zudem wiesen sie die Verletzung der Bellschen Ungleichung nach. Grundlagen waren Messreihen an Teilchenpaaren, von John Stewart Bell im Jahr 1964. Mit seinen Erkenntnissen in der Quantenforschung setzt Zeilinger ein Arbeitsgebiet fort, das auf namhaften Vorgängern beruht.
Quanten-Nobelpreise
(Name, Fach, Jahr der Verleihung, Thema)
- Alexander Schrödinger, Physik (1933), „Entdeckung neuer produktiver Formen der Atomtheorie“
- Ernst Pauli, Physik (1945), „Quantenmechanischer Atomaufbau“
- Walter Kohn, Chemie (1998), „Dichtefunktionaltheorie“
Die Quantenmechanik
Sie beruht auf der experimentell nachweisbaren Tatsache, dass zwei oder mehrere Teilchen in einem gemeinsamen Zustand existieren, unabhängig der Entfernung zueinander, bezeichnet als Verschränkung. Jede Veränderung an einem Teilchen ändert automatisch den Zustand des anderen. Mit dem Experiment der Quantenteleportation wies Zeilinger 1997 die Fernübertragung des Zustandes auf ein entferntes Teilchen nach, was alltagssprachlich als „Beamen“ bezeichnet wird.
Peter Palese
Palese ist weltweit im Fachgebiet Virologie/Mikrobiologie der am öftesten zitierte Autor. Sein Arbeitsgebiet sind RNA-Viren. Seine wissenschaftliche Karriere führte Palese an die Mount Sinai School of Medicine. Dort begann sein rascher Aufstieg vom Assistent Professor 1971, zum Associate Professor 1974 und mit nur 34 Jahren zum Professor für Mikrobiologie (1978). Seit 1987 ist Palese ohne Unterbrechung Direktor des Departments for Microbiology an dieser Eliteuniversität.
Bei der Erforschung der einzelnen Virenbausteine erkannte er auch die Bedeutung der Neuraminidase für die Virus-Replikation, die zur Gruppe der Neuraminidasehemmer führte. Mehrere Biotechfirmen wurden von ihm gegründet; darunter so namhafte wie Aviron (jetzt bei AstraZeneca) oder Vivaldi Biosciences.
Er löste fundamentale Fragen zu „genetischem Make-up“ und Funktion von RNA-Viren, insbesondere hinsichtlich der Mechanismen ihrer Vermehrung und Wechselwirkungen mit den Wirtszellen. Ziel: neue Angriffspunkte zur Erstellung neuer Impfstoffe und antiviraler Medikamente.
Peter Palese wurde 1944 in eine Linzer Apothekerfamilie hineingeboren. Er war ursprünglich geisteswissenschaftlich orientiert und lernte Latein und Griechisch. Später entdeckte er für sich die Naturwissenschaften und studierte an der Universität Wien Chemie (Doktorat 1969) und Pharmazie (Diplom für Pharmazie 1970). Betreut wurde er vom späteren Wissenschaftsminister und Prototyp eines Forschers, Prof. Dr. Hans Tuppy.
Peter Palese ist seit 2002 korrespondierendes Mitglied der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften im Ausland.
www.oeaw.ac.at/news/impstoffe-und-varianten-science-update-zur-zukunft-des-coronavirus