
Gemeinsam mit der Fachhochschule Kiel, Pflegefachkräften sowie weiteren Projektpartnern wurden praxisnahe Anwendungsmöglichkeiten entwickelt, um Roboter gezielt und sinnvoll in den Alltag von Pflegeeinrichtungen einzubinden.
Zu den beliebtesten Aktivitäten zählten Bewegungseinheiten, musikalische Angebote über eine digitale Jukebox mit Schlagern aus der Jugendzeit der Teilnehmenden sowie interaktive Quizrunden. Diese Angebote wurden von den Senior:innen mit Begeisterung angenommen und trugen spürbar zur Aktivierung und sozialen Teilhabe bei. Die robotergestützten Interaktionen wirkten sich messbar auf das Wohlbefinden aus und reduzierten das Gefühl von Einsamkeit. Eine begleitende quantitative Studie bestätigte diese gesundheitsfördernden Effekte wissenschaftlich.
Das Projekt, das unter anderem vom Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) finanziell getragen wurde, vereinte verschiedene Partner aus Praxis und Forschung: Neben der FH Kiel und dem vdek waren auch die Gesellschaft für digitalisierte und nachhaltige Zusammenarbeit Siegen (DNZ) sowie mehrere Pflegeeinrichtungen der Diakonie in Schleswig-Holstein und der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe in Nordrhein-Westfalen beteiligt.
Claudia Straub, Leiterin der vdek-Landesvertretung Schleswig-Holstein, zeigt sich überzeugt: „Die Roboter wurden von den Bewohnerinnen und Bewohnern überraschend gut angenommen und haben positive Veränderungen bewirkt. Es ist erfreulich, dass sich diese technologische Innovation im praktischen Einsatz bewähren konnte.“
Im Zentrum des Projekts stand die Frage, wie humanoide Roboter dazu beitragen können, die mentale und physische Gesundheit pflegebedürftiger Menschen zu fördern. Bevor die Roboter ihren Dienst in den Einrichtungen antraten, entwickelten die FH Kiel und DNZ gemeinsam mit den Pflegekräften gezielte Einsatzszenarien. Die Einführung bedeutete zunächst eine große Veränderung für das Pflegepersonal. „Zu Beginn gab es bei einigen Kolleginnen Unsicherheiten und Vorbehalte“, erinnert sich Jutta Tandler, Projektleiterin im Pflegezentrum Travetal der Diakonie Nord Nord Ost in Lübeck. „Doch mit der Zeit wurde deutlich, dass unser Roboter ‚Charlie‘ keine Konkurrenz, sondern eine hilfreiche Ergänzung im Betreuungsalltag ist. Die Bewohnerinnen nahmen ihn mit großer Offenheit an – sie bewegen sich gerne mit seiner Unterstützung und beteiligen sich aktiv an den spielerischen Angeboten.“
Über einen Zeitraum von drei Jahren wurden die Erfahrungen vor Ort systematisch dokumentiert – durch Interviews, Gruppengespräche und Beobachtungen. Dabei zeigte sich: Besonders intensiv genutzt wurde die Bewegungs-App, gefolgt von der Musikfunktion und der Quiz-Anwendung. Prof. Dr. Dirk Lüssem von der FH Kiel betont: „Diese Rückmeldungen waren zentral, um die Robotik-Apps stetig zu verbessern. Eine Herausforderung war die Integration verschiedener Perspektiven sowie die Berücksichtigung ethischer und datenschutzrechtlicher Anforderungen.“
Ein Highlight des Projekts war eine achtwöchige quantitative Erhebung zur Evaluierung der gesundheitsfördernden Wirkung der Roboter. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Roboter wie ‚Charlie‘ sowohl kognitive als auch körperliche Aktivität bei den Bewohner*innen fördern konnten. Viele nahmen die Angebote mit Freude an, bewegten sich mehr und fühlten sich weniger isoliert“, resümiert Prof. Dr. Gaby Lenz, Professorin für Soziale Arbeit an der FH Kiel.
Auch aus Sicht der beteiligten Einrichtungen ist das Projekt ein voller Erfolg. Doreen Boniakowsky, Geschäftsbereichsleiterin Pflege bei der Diakonie Nord Nord Ost, berichtet: „In unserem Pflegezentrum Travetal ist Roboter Charlie inzwischen fest in die Wochenplanung integriert. Wir planen, ihn künftig auch in weiteren Lübecker Einrichtungen einzusetzen.“ Durch Spendengelder in Höhe von 20.000 Euro konnte die Diakonie Nord Nord Ost einen eigenen Roboter finanzieren.
Zum Projektabschluss wurde eine praxisorientierte Handreichung erstellt, die interessierten Pflegeeinrichtungen konkrete Hilfestellungen für den Einsatz humanoider Roboter bietet. Der umfassende Abschlussbericht wird demnächst online verfügbar sein.
Quelle: 20250409_PM_ROBUST-final.pdf