![© iStock Das Antibiotikum Vancomycin dürfte zu einer Überreaktion des Immunsystems führen. © iStock](https://www.oeaz.at/GenticsImageStore/960/540/cropandresize/smart/1/0/1365/768/Bilder/iStock-876206162.jpg)
Das Mikrobiom beeinflusst das Immunsystem auf vielfältige Weise: Die Zusammensetzung der Darmbakterien wirkt sich beispielsweise auf die Anfälligkeit und den Schweregrad von überschießenden Immunantworten aus. Fehlen im frühen Kindesalter Bakterien, die kurzkettige Fettsäuren produzieren, kann das Immunsystem überreagieren. Mögliche Folgen sind Allergien und allergisches Asthma.
Kurzkettige Fettsäuren
Forschende nahmen nun speziell diese Bakterien genauer ins Visier. Sie fragten sich, ob die Anfälligkeit für Lungenerkrankungen, die durch allergische Reaktionen vom Typ 2 ausgelöst werden, erhöht ist, wenn die Bakterienzahl im frühen Lebensalter verringert wird. Dazu gaben sie Versuchstieren das Antibiotikum Vancomycin ins Trinkwasser der Zuchtpaare und säugenden Muttertiere sowie anschließend ins Trinkwasser der Jungtiere, um ab der Geburt die Anzahl der Zielbakterien zu verringern. Anschließend fütterten die Forschenden den Jungtieren isoliert kurzkettige Fettsäuren zu.
Allergische Entzündungsreaktionen
Nach Verabreichung des Antibiotikums erhöhte sich die Anzahl bestimmter Immunzellen in der Lunge, die für allergische Reaktionen vom Typ 2 verantwortlich sind. Diese Zellen produzierten dann mehr entzündungsfördernde Stoffe, sodass die allergische Entzündungsreaktion zunahm. Dieser Effekt kehrte sich um, wenn die Forschenden den Mäusen kurzkettige Fettsäure, insbesondere Butyrat, fütterten – die Überreaktion des Immunsystems wurde dann verringert.
Höheres Allergierisiko
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Störung der Darmflora im frühen Kindesalter einen entscheidenden Einfluss auf die Entstehung von Allergien und allergischen Lungenerkrankungen haben könnte: Wird in den ersten
Lebensmonaten das Antibiotikum Vancomycin verabreicht, könnte sich die Anfälligkeit für Typ-2-allergische Lungenerkrankungen erhöhen und lebenslang bestehen. Denn: Für allergische Reaktionen vom Typ 2 ist eine lebenslange Ausprägung kennzeichnend. Diese Ergebnisse eröffnen neue Perspektiven zur Prävention und Behandlung von Allergien und allergischem Asthma.
Quelle
Kabil, A. et al.: Microbial intestinal dysbiosis drives long-term allergic susceptibility by sculpting an ILC2–B1 cell–innate IgE axis. J Allergy Clin Immunol, 2024