Schwabe Phytoforschungspreis 2024 

And the winner is...

Artikel drucken
Phytoforschungspreis © Shutterstock
© Shutterstock

Ich freue mich sehr, dass ich nun hier zum ersten Mal die Gewinner:innen des diesjährigen Schwabe Phytoforschungspreises bekannt geben darf. Dieser hoch­karätige Preis wird verliehen, um herausragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Pharmakognosie und Naturstoffforschung zu würdigen. Die Preisträger:innen haben durch ihren außergewöhnlichen Einsatz und wissenschaftliche Exzellenz gezeigt, welche innovativen Wege und Lösungen durch die Erforschung von Naturstoffen entstehen können. Dies unterstreicht einmal mehr die Bedeutung von Forschung und Entwicklung in einem Bereich, der natürliche Heilmittel als zukunftsträchtige Optionen für Patient:innen weiterentwickelt.

Der Schwabe Phytoforschungspreis ist mehr als eine Auszeichnung – er ist eine Würdigung des Engagements und der Leidenschaft für wissenschaftliche Exzellenz und Innovation. Ein besonderer Dank gebührt daher Dr. Fritz Gamerith und der Firma Schwabe, deren großzügige Unterstützung es ermöglicht, solch herausragende Arbeiten zu fördern und unsere Branche voranzutreiben. Gemeinsam setzen wir ein starkes Zeichen für die Naturstoffforschung in Österreich und darüber hinaus.

Die Preisträger:innen und ihre ausgezeichneten Arbeiten

Mag. pharm. Dr. Andreas Wasilewicz, Universität Wien
Dissertation: „Exploring nature for novel anti-SARS-CoV-2 agents“
Betreuung: Univ.-Prof. Mag. Dr. Judith M. Rollinger

Die Covid-19-Pandemie hat die Welt verändert und die Bedeutung wirksamer antiviraler Substanzen betont. Wasilewicz widmete sich der Identifizierung potenter Naturstoffe zur Hemmung von SARS-CoV-2 und bediente sich modernster Verfahren der Chemoinformatik und der Biochemometrie, um bioaktive Stoffe gezielt zu erforschen. Die Ergebnisse seiner Dissertation wurden international anerkannt und in hochrangigen Fachzeitschriften publiziert. Die Kombination von traditionellem Wissen und neuesten wissenschaftlichen Methoden bietet nicht nur Hoffnung für die Entwicklung antiviraler Mittel, sondern stellt auch eine beeindruckende Symbiose von Forschung und Praxis dar.

Mag. pharm. Martina Jozic, Universität Wien
Masterarbeit: „Fichtenbalsam in Dermatika –Formulierungsentwicklung, Stabilitätsstudien und Hautpermeation“
Betreuung: Mag. Dr. Victoria Klang, Privatdoz. und ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Sabine Glasl-Tazreiter

In ihrer Arbeit erforschte Jozic die Nutzung des pflanzlichen Exsudats Fichtenbalsam – bekannt für seine traditionellen wundheilenden Eigenschaften – in dermatologischen Formulierungen. Sie untersuchte die Stabilität der entwickelten Produkte und die Permeation der Hauptinhaltsstoffe durch die Haut. Dies kann neue Wege zur Herstellung wirksamer, natürlicher Dermatika eröffnen und die Qualitätskontrolle des Fichtenbalsams verbessern. Ihre Ergebnisse wurden bereits im Journal „Pharmaceutics“, „Pharmacology and Pharmacy“, sowie „Pharmaceutical Science“ veröffentlicht und zeigen, wie viel Potenzial in der Verbindung traditioneller Heilmittel mit moderner pharmazeutischer Forschung liegt.

Mag. pharm. Martin Michael Kraus, Universität Wien
Masterarbeit: „Establishment of a human Th17 cell model for investigation of natural ROR-gamma inverse agonists“
Betreuung: Univ.-Prof. Dr. Verena Dirsch


Die Arbeit von Kraus eröffnete neue Einblicke in die potenzielle Modulation von Autoimmunprozessen durch natürliche Substanzen. Der Fokus seiner Forschung lag auf der Etablierung eines Modells, das die Wirkung von Naturstoffen auf die Differenzierung von TH17-Zellen untersucht. Diese Zellen spielen eine zentrale Rolle bei Autoimmunerkrankungen wie Psoriasis und Rheumatoider Arthritis. Seine Ergebnisse legen die Grundlage für neue therapeutische Ansätze und zeigen, wie wichtig die Erforschung natürlicher Wirkstoffe für das Immunsystem ist.

Mag. pharm. Anna Deisl, Universität Innsbruck
Masterarbeit: „Analytische Untersuchung der Anthrachinone in Frangula alnus Mill. mittels SFC“
Betreuung: Assoz. Prof. Mag. Dr. Markus Ganzera

Deisl hat eine bahnbrechende Methode zur Analyse von Anthrachinonen in der Faulbaumrinde mittels Supercritical Fluid Chromatography (SFC) entwickelt. Diese innovative Technik erlaubt eine präzise, schnelle und reproduzierbare Bestimmung der Inhaltsstoffe und hebt die SFC als überlegene Methode zur Qualitätskontrolle dieser wichtigen Arzneipflanze hervor. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Innovation in der Pflanzenanalyse, um pflanzliche Wirkstoffe für therapeutische Anwendungen besser zugänglich zu machen. Auch diese Ergebnisse wurden bereits in einem renommierten Fachjournal veröffentlicht.

Mag. pharm. Julia Rosenbichler, Universität Graz
Masterarbeit: „Development of quality control 
methods for “dragon’s blood”, the red exudate 
of Croton lechleri Müll. Arg.“
Betreuung: Univ.-Prof. Dr. DDr.h.c. Rudolf Bauer

Rosenbichler widmete ihre Forschung dem roten Harz „Drachenblut“ und dessen Qualitätskontrolle. Durch die Entwicklung neuer Analysemethoden konnte sie wertvolle Erkenntnisse über die chemischen Eigenschaften und die Herkunft des Harzes gewinnen. Diese Ergebnisse tragen dazu bei, „Drachenblut“ als Heilmittel noch besser zu erforschen und zu standardisieren, was wiederum von großer Bedeutung für die sichere Anwendung in der Pharmazie ist,

Preisgelder und Ausblick

Die ausgezeichneten Arbeiten werden mit einem Preisgeld in Höhe von 1.500 Euro für Masterarbeiten und 2.500 Euro für Dissertationen honoriert. Diese Unterstützung dient nicht nur als Anerkennung für die geleistete wissenschaftliche Arbeit, sondern auch als Anreiz für künftige Forscher:innen, innovative und bedeutende Projekte in der Naturstoffforschung zu verwirklichen. Der Schwabe Phytoforschungspreis setzt damit ein wichtiges Signal für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Bedeutung von Forschungsinvestitionen in pflanzliche Wirkstoffe. In den kommenden Ausgaben der ÖAZ und der pharmazie sozial werden die Preisträger:innen und ihre Arbeiten detailliert vorgestellt, um die Vielfalt und den Tiefgang der ausgezeichneten Forschungsprojekte einem breiten Fachpublikum näherzubringen.

Ein herzliches Dankeschön vonseiten der Austrian Young Pharmacists gebührt auch den Betreuer:innen der Preisträger:innen, die diese Forschungsprojekte mit ihrer Expertise, ihrem Engagement und ihrer wissenschaftlichen Führung begleitet haben. Ihre Unterstützung und Anleitung waren entscheidend für den Erfolg dieser Projekte und zeigen, wie wichtig die Zusammenarbeit und die Weitergabe von Wissen für die wissenschaftliche Exzellenz sind.

Das könnte Sie auch interessieren