SPÖ

Mag. Andreas Schieder

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Mag. Andreas Schieder © PHOTO_SIMONIS
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ÖAZ Lieferengpässe sind seit Jahren ein zentrales Thema innerhalb der EU. Das geplante Pharmapaket soll hier Abhilfe schaffen. Wie sehen Sie die aktuelle Problematik und wie wollen Sie die Arzneimittelproduktion in Europa künftig stärken?
MAG. ANDREAS SCHIEDER Die EU muss ihre strategische Unabhängigkeit stärken, damit es zu keinen Engpässen bei Grundmedikamenten und lebensrettenden Medizinprodukten kommt; dazu gehören sichere Lieferketten wie auch die Förderung von Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und Forschung für eine nachhaltige pharmazeutische Industrie in Europa. Es braucht EU-weite Investitionen in medizinische Forschung sowie Vorratsbildung von notwendiger medizinischer Ausrüstung und Medikamenten. Wir unterstützen Initiativen für eine gemeinsame europäische öffentliche Forschung zu Impfstoffen, lebensrettenden Medikamenten und Antibiotikaresistenzen.

ÖAZ Eine EU-weite digitale Patientenakte wird den Bürger:innen die Möglichkeit geben, im Ausland auf ihre Daten zuzugreifen. Die Daten sollen auch in Apotheken gesammelt und für weitere Zwecke wie Forschung, Innovation und Politikgestaltung verwendet werden. Kritiker:innen befürchten einen Missbrauch von Patientendaten. Wie sehen Sie das und wie wichtig ist Ihnen eine Opt-out-Möglichkeit? 
SCHIEDER Der Aufbau des europäischen Raums für Gesundheitsdaten wird noch erhebliche Entwicklungsarbeiten erfordern. Im Vordergrund muss jedoch die Datensicherheit für solch sensible Daten stehen. Der sichere Austausch, die sichere Nutzung und Weiterverwendung von Gesundheitsdaten zum Nutzen von Patient:innen, Forschenden, Innovatoren und Regulierungsbehörden muss gewährleistet werden. Zusätzliche sektorspezifische Vorschriften sind erforderlich.

ÖAZ Im Jahr 2023 wurden mehr als 800.000 gefälschte oder illegale Medikamente in Österreich beschlagnahmt. Die Gefahr besteht, dass trotz der hohen Zahl nicht alles lückenlos aufgegriffen werden konnte. Das Problem ist aber kein nationales, sondern besteht im gesamten EU-Raum und trotz der Fälschungsrichtlinie. Wie wollen Sie dagegen vorgehen?
SCHIEDER Die EU-Fälschungsrichtlinie muss konsequent umgesetzt werden – auf technischer wie auf operativer Ebene. Es braucht funktionierende digitale Sicherheitssysteme, die EU-weit aufgesetzt sind sowie Kontrolle von Lieferketten. Wer in Europa in Zukunft Medikamente verkaufen will, soll zudem zu einem gewissen Anteil auch in Europa produzieren müssen – hier sollte gelten: „Europe first“ statt „Made in China“. Kürzere Lieferketten und generell weniger Abhängigkeiten in kritischen Bereichen wie der Medikamentenproduktion von Drittstaaten ermöglichen nicht nur bessere Kontrollen, sondern stärken auch die Versorgungssicherheit.

ÖAZ Internationale Versandapotheken sorgen mit Dumpingpreisen für Umsatzeinbußen in den Vor-Ort-Apotheken, müssen aber gleichzeitig nicht die gleichen harten Auflagen erfüllen. Das gefährdet Standorte und die Versorgung der Menschen mit Medikamenten. Wie sehen Sie die Problematik? 
SCHIEDER Der Online-Handel ist auch im Bereich der Apotheken nicht mehr wegzudenken. Er kann auch eine Chance für heimische Apotheken sein, um das Serviceangebot für die Kund:innen auszubauen. Was es braucht ist eine europaweite Qualitätssicherung und Kontrolle des Online-Handels, um die Sicherheit und Gesundheit der Bevölkerung zu gewährleisten. 

ÖAZ Wie stehen Sie zu einer Ausweitung der Dienstleistungen – wie bspw. dem Impfen oder der Medikationsanalyse – in Apotheken? Beides ist in vielen Ländern der EU bereits erlaubt. Österreich hinkt hier trotz hoher Akzeptanz in der Bevölkerung hinterher. 
SCHIEDER Die SPÖ unterstützt und fordert diese Kompetenzausweitungen für Apotheker:innen schon lange.

ÖAZ Warum sind Sie bzw. Ihre Partei auf europäischer Ebene die richtige Wahl für Apotheker:innen?  
SCHIEDER Apotheker:innen leisten einen wichtigen und wertvollen Beitrag in der Gesundheitsversorgung der europäischen Bevölkerung. Damit auch zukünftig eine sichere Versorgung gewährleistet wird, wollen wir die Apotheken bei den neuen Herausforderungen unterstützen. Die SPÖ will eine wohnortnahe unabhängige Versorgung mit Arzneimitteln für alle Menschen gewährleisten und weiß um die besondere Stellung und Bedeutung der Apotheken für die Arzneimittelversorgung. Die Apotheke vor Ort soll als ein möglicher „Lotse im Gesundheitswesen“ etabliert werden, um als niedrigschwellige Anlaufstelle für die Bürger:innen fachlich und empathisch zu beraten. Bei diesen Herausforderungen wird die SPÖ immer eine Partnerin der Apotheker:innen sein.

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