Apotheken nehmen eine wichtige Rolle in der Gesundheitsversorgung der österreichischen Bevölkerung ein, die weit über die Abgabe von Arzneimitteln hinausgeht. Im Frühjahr 2024 wurde der Weg für neue Dienstleistungen geebnet – wie beispielsweise Vor-Ort-Testungen von Blutdruck, Blutzucker, Cholesterin etc. Diskutiert werden zudem weitere versorgungsrelevante Gesundheitsleistungen für die Patient:innen. Die Angebote reichen von umfassenden Medikationsanalysen über die vereinfachte wiederholte Abgabe von Dauermedikamenten, der fachlichen Beratung bei Neuverordnungen (New Medicine Services) bis hin zum Impfen in Apotheken. Wie stehen die Parlamentsparteien dazu? Hier die Antworten der Spitzenkandidat:innen auf unsere Frage.
ÖAZ Mit der Apothekengesetz-Novelle 2024 wurden erste rechtliche Rahmenbedingungen für zusätzliche Dienstleistungen in der Apotheke geschaffen. In welchen Bereichen sehen Sie die größten Potenziale für eine stärkere Einbindung der Apothekerschaft in die Gesundheitsversorgung der österreichischen Bevölkerung?
Herbert Kickl (FPÖ) Die Apotheken mit ihrem flächendeckenden Standortnetz sind ein zentraler Eckpfeiler in der Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsversorgung. Bei der gesundheitlichen Erstberatung, bei der Erweiterung des Impfangebotes sowie Medikationsanalyse und bei der Betreuung von Patienten, die durch die ärztlich verschriebene Medikation einen regelmäßigen Kontakt mit den Apotheken haben, könnten hier wesentliche Dienstleistungen mitübernommen bzw. angeboten werden. Auch im Rahmen der Primärversorgungszentren ist zu überlegen, ob nicht Apotheken hier neben Allgemeinmedizinern und Fachärzten eine „Ankerfunktion“ vor Ort gegenüber den Patienten übernehmen könnten.
ÖAZ Aufgrund ihrer niederschwelligen und wohnortnahen Verfügbarkeit sind Apotheken geradezu prädestiniert, als eine Art Drehscheibe zu dienen, um den Menschen im Gesundheitssystem Orientierung zu bieten. Wie stehen Sie zu der Idee, Apotheken noch stärker als Erstanlaufstelle bei Gesundheitsfragen zu etablieren? Wie könnte eine optimale Koordination zwischen Apotheker:innen, niedergelassenen Ärzt:innen und Krankenhäusern funktionieren?
Herbert Kickl (FPÖ) Aktuell und in der jüngsten Vergangenheit hat man sehr viele Gesundheitsberufe von den Notfallsanitätern bis hin zu den medizinisch-technischen bzw. medizinisch-diagnostischen Berufen mit einer Kompetenzerweiterung ausgestattet. Durch neue Herausforderungen an die Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsversorgung sollte auch an eine weitere schrittweise Kompetenzerweiterung bei den Apotheken gedacht werden. Gleichzeitig ist hier auch im Erstattungs- bzw. Honorarkodex der Sozialversicherungen die notwendige Adaptierung vorzunehmen, damit diese qualitativ hochwertigen Dienstleistungen am Patienten auch entsprechend abgegolten werden. Entsprechende Kooperation und Koordination mit den Allgemeinmedizinern und Fachärzten in der Region sollten hier eine umsetzungstaugliche und für alle Berufsgruppen adäquate Umsetzung garantieren.
ÖAZ Wie wichtig ist Ihrer Partei die Weiterentwicklung von Digitalisierung und Telemedizin im Gesundheitswesen? Welche Rolle sehen Sie dabei für Apotheker:innen und wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf, um diese Technologien erfolgreich in Österreich zu etablieren und für die Bevölkerung nutzbar zu machen?
Herbert Kickl (FPÖ) Ein gewisser Grad an Digitalisierung ist aus einem modernen Gesundheitswesen nicht mehr wegzudenken. Dies muss aber alles mit Hausverstand, Sachkunde und in einer Angemessenheit zur Dienstleistungsorientierung gegenüber den Patienten stattfinden. Aktuell sind wir durch falsche gesundheitspolitische Weichenstellungen leider in einer Sackgasse. Deshalb kein Stückwerk mehr, wie jetzt ELGA, e-Impfpass usw., sondern ein bürgerfreundliches System, das auch von den Kooperationspartnern wie beispielsweise Ärzte, MTDs, Apotheken uvw. benützt werden kann und mit strengen Datenschutzregeln mit Opting-Out-Möglichkeiten ausgestattet ist.