Wachstum im Fokus 

Der „Neue“ im Vorstandsbüro

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Direktor Uidl © Andi Bruckner
© Andi Bruckner

ÖAZ "Herr Direktor Uidl, könnten Sie uns kurz Ihren beruflichen Werdegang skizzieren?"

Martin Uidl, MSc "Ich bin bereits 2006 in die Apothekerbank eingetreten und habe hier den Bereich „Private Banking“, also das Veranlagungsgeschäft, aufgebaut. Bereits seit mehreren Jahren war es mein Wunsch, mehr Verantwortung zu übernehmen und die Geschäftsleiterposition zu übernehmen. Mit der Pensionierung von Direktor Helmut Kneissl ergab sich diese Möglichkeit für mich. Im September vergangenen Jahres wurde schließlich meine Bestellung vom Aufsichtsrat beschlossen, was mich sehr gefreut hat. Seit dem 1. Juli 2024 bin ich als Vertriebsvorstand tätig und freue mich darauf, gemeinsam mit meinem Vorstandskollegen Mag. Anton Pauschenwein die Bank in eine erfolgreiche Zukunft zu führen."

ÖAZ "Können Sie uns eine Zusammenfassung über Ihre ersten 100 Tage als Vorstandsdirektor geben?" 

Uidl "Ich hatte einen tollen Start und habe über den Sommer zahlreiche Gespräche geführt, unter anderem mit meinen Teamleiter:innen, um unsere Ziele zu schärfen. Wachstum ist mir wichtig, aber es soll gesund und nachhaltig sein, damit wir es gut verarbeiten können. Meine Philosophie soll in der ganzen Bank spürbar sein und unsere Mitarbeiter:innen sollen jeden Tag Freude an ihrer Arbeit haben. Denn wir gehen hier einer sehr sinnstiftenden Tätigkeit nach. Wir sind systemrelevant und arbeiten für Kund:innen, die systemrelevant sind. Um dieses besondere Klientel beneiden uns viele andere Banken."

ÖAZ "Was macht die Ärzte- und Apothekerbank in Ihren Augen besonders?"

Uidl "Wir sind die einzige berufsspezifische Bank in Österreich – abgesehen von der Treuhandbank der Notare, die aber keine Kundenbetreuung anbietet, so wie wir das tun. Unser Vorteil liegt darin, dass wir die Bedürfnisse unserer Berufsgruppen, also der Apotheker:innen, Ärzt:innen und Zahnärzt:innen, sehr genau kennen und spezifische Lösungen anbieten können – sei es in der Finanzierung, Vermögensverwaltung oder im Zahlungsverkehr. Wir sind als Standesbank außerdem auch tief in das Netzwerk der Apothekenbranche eingebunden. Unser Firmensitz ist hier im Apothekerhaus und für uns gibt es keinen besseren Standort. Unsere enge Zusammenarbeit mit dem Großhandel, den Standesinstitutionen sowie mit auf die Branche spezialisierten Steuerberater- und Anwaltskanzleien bringt unseren Kund:innen entscheidende Vorteile. Dieses Netzwerk ist einzigartig und mit Verlaub: Ich glaube, kaum eine andere Bank in Österreich kann das bieten."

ÖAZ "Was sind typische Leistungen, die Sie im Rahmen der Apothekenübernahme bzw. Apothekengründung anbieten?"

Uidl "Nun, wir können sehr gut einschätzen, ob der Kaufpreis einer Apotheke an einem bestimmten Standort angemessen ist. Und ob die Planrechnung realistisch und die Finanzierung sinnvoll ist, so wie sich der bzw. die Kund:in sich das vorstellt. Und auch in puncto Sicherheiten bieten wir spezielle Lösungen an. Wir können beispielsweise den Rezepterlös als Sicherheit für die Finanzierung nutzen. Hier arbeiten wir eng mit dem Großhandel zusammen, der oft als Bürge für Apotheken auftritt. Das ist unser tägliches Brot."

ÖAZ "Welche Herausforderungen sehen Sie derzeit bei Ihren Kund:innen?"

Uidl "Nach der wirtschaftlich starken Phase während der Coronapandemie erleben Apotheken nun wieder eine Rückkehr zur Normalität. Themen wie 
sinkende Arzneimittelpreise, Inflation und Liquiditätsbeschaffung zur Vorfinanzierung von Hoch-preisern sind häufige Herausforderungen, die wir gemeinsam mit unseren Kund:innen bewältigen." 

ÖAZ "Bieten Sie auch Dienstleistungen für angestellte Apotheker:innen an?"

Uidl "Das ist ein wichtiger Punkt. Die ehemalige Apothekerbank wurden 1910 gegründet, mit dem Ziel, selbständige Apotheker:innen bei Apothekenkäufen und -gründungen zu unterstützen. In den letzten Jahren haben wir unser Angebot aber stetig erweitert und bieten nun auch spezielle Lösungen für angestellte Apotheker:innen an, wie zum Beispiel ein kostenloses Konto für Aspirant:innen. Seit der Fusion mit der Ärztebank im Jahr 2017 gibt es auch außerhalb von Wien Filialen der Apothekerbank, nämlich konkret in Linz, Salzburg, Graz, Innsbruck und Dornbirn. Dort bieten wir auch vor Ort Beratungsleistungen an."

ÖAZ "Welche Entwicklungen im Finanzsektor sind für die Ärzte- und Apothekerbank besonders relevant?"

Uidl "Einerseits haben sich die Zinssätze in den vergangenen Jahren in einer zuvor noch nie da gewesenen Art und Weise verändert. Das hatte massive Auswirkungen auf bestehende Finanzierungen, wobei wir von diesen Folgen vergleichsweise wenig betroffen waren, da wir in Österreich wohl zu den Banken mit den geringsten Ausfallquoten im Kreditportfolio zählen. Ein zweites großes Thema ist die Digitalisierung. Wie Kund:innen Bankdienstleistungen in Anspruch nehmen wollen, hat sich in den letzten 10 bis 15 Jahren massiv geändert. Wenn man heute als Bank keine App anbietet, dann scheidet man für viele einfach aus. Unser Schwerpunkt wird immer die Beratung und der persönliche Kundenkontakt sein. Aber man muss bei den digitalen Lösungen dabei sein: Vom Online-Banking bis zur Videoberatung bieten wir alles an."

ÖAZ "Sie betonten, dass Ihnen Wachstum wichtig ist. Welche konkreten Ziele haben Sie für die nächsten 5 Jahre?"

Uidl "Ein zentrales Ziel ist die Steigerung unseres Marktanteils. Derzeit betreuen wir mehr als die Hälfte aller Apotheken in Österreich – und wir möchten diesen Anteil weiter steigern. Neben dem klassischen Finanzierungsgeschäft wollen wir auch den Veranlagungsbereich ausbauen, der seit vielen Jahren ein wichtiges zweites Standbein für uns ist. Außerdem wollen wir erreichen, dass unsere bestehenden Kund:innen einen Großteil ihrer Finanzprodukte über uns abwickeln: von der Finanzierung über den Zahlungsverkehr, Kontoführung bis hin zu Spareinlagen und maßgeschneiderten Versicherungspaketen. Mit meinem Vorstandskollegen Mag. Pauschenwein an meiner Seite bin ich zuversichtlich, dass wir diese Wege gemeinsam erfolgreich beschreiten und unsere Wachstumsziele realisieren werden."

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