Erhöhtes Risiko für Knochenbrüche

Osteoporose - Behandlungspause kann gefährlich werden

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Röntgen von gebrochenem Arm © Shutterstock
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Die wissenschaftliche Studie wurde nun auf dem Europäischen Rheumatologenkongress (EULAR) vorgestellt, der derzeit (12. bis 15. Juni) in der Messe Wien stattfindet. Französische Wissenschaftler analysierten anhand der Daten von 128.000 Frauen aus einem landesweiten Register die Auswirkungen längerer Unterbrechungen in der medikamentösen Therapie gegen Knochenschwund.

Das Problem: Obwohl wirksame Medikamente wie Bisphosphonate und das Biotech-Medikament Denosumab zur Behandlung von Osteoporose verfügbar sind, war bisher unklar, wie lange diese angewendet werden sollten. "Basierend auf klinischen Studien werden Bisphosphonate in der Regel drei bis fünf Jahre oder länger bei Patienten mit hohem Frakturrisiko verschrieben. Aktuelle Empfehlungen sehen danach eine längere Behandlungspause vor", erklärte die Europäische Allianz der Rheuma-Gesellschaften in einer Aussendung.

Erste Hinweise aus den USA deuten darauf hin, dass längere Behandlungspausen das Risiko für Oberschenkelhalsfrakturen, Wirbelkörpereinbrüche und Armbrüche wieder erhöhen könnten. Die französische Biostatistikerin Magali Laborey aus Bordeaux hat nun untersucht, wie sich dieses Risiko bei Osteoporosepatientinnen in Europa verhält.

Zunächst stellte die Biostatistikerin fest, dass bei den Betroffenen längere Behandlungspausen relativ häufig vorkommen. Viele Patientinnen entscheiden sich irgendwann dafür, die Medikamente nicht mehr einzunehmen, oft aufgrund von Bedenken hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen. In der Studie zeigte sich, dass die meisten Frauen Bisphosphonate oder den monoklonalen Antikörper zur Hemmung des Knochenabbaus im Durchschnitt nach 3,7 bis 4,8 Jahren absetzten. Da Osteoporose hauptsächlich Frauen nach der Menopause betrifft, erfolgte dies in der Regel um das mittlere siebte Lebensjahrzehnt herum.

Die Vergleichsanalyse der Daten von Osteoporosepatientinnen, die ihre Behandlung kontinuierlich fortsetzten, und jenen, die längere Zeit mit der Medikamenteneinnahme pausierten, offenbarte signifikante Unterschiede. Bei Patientinnen mit längeren Behandlungspausen bei der Einnahme von Bisphosphonaten stieg das Frakturrisiko um 12,4 Prozent. Frauen, die die Therapie mit dem RANKL-Hemmer Denosumab (ein monoklonaler Antikörper) absetzten, erhöhten ihr Risiko sogar um 92,3 Prozent. Besonders stark waren die Zuwächse beim Frakturrisiko für Oberschenkelhalsbrüche: um 19 Prozent nach Absetzen von Bisphosphonaten und um 108,3 Prozent nach Beendigung der Denosumab-Behandlung.

Magali Laborey betont, dass eine Behandlungspause bei der Denosumab-Therapie keinesfalls empfohlen werden sollte. Möglicherweise sollten die aktuellen Empfehlungen zur medikamentösen Behandlung von Osteoporose insgesamt überprüft und angepasst werden. In Österreich führen jährlich etwa 14.000 Oberschenkelhalsbrüche aufgrund von Osteoporose zu erheblichen Kosten und einer signifikanten Erhöhung der Sterblichkeit im ersten Jahr nach der Fraktur. Die direkte Akutversorgung und die Rehabilitation dieser Patienten verursachen jährlich Kosten von mehr als 500 Millionen Euro.

APA

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