In einer umfassenden wissenschaftlichen Übersichtsarbeit, die unter der Leitung des Rheumatologen Daniel Aletaha, Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin III an der MedUni Wien, entstand, wurde nun ein Modell entwickelt, das die individuellen Bedürfnisse und die gesundheitliche Situation der Patient:innen in den Fokus stellt. Die Studie wurde kürzlich in der angesehenen Fachzeitschrift *Nature Reviews Rheumatology* veröffentlicht.
„Selbstverständlich werden die individuellen Gegebenheiten und Präferenzen der einzelnen Patient:innen mit rheumatoider Arthritis schon heute in der ärztlichen Praxis so gut wie möglich berücksichtigt“, betont Daniel Aletaha, Leiter der Klinischen Abteilung für Rheumatologie und der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien. Dennoch fehle es in der Behandlung der rheumatoiden Arthritis (RA) bisher an der nötigen wissenschaftlichen „Formalisierung“, um diesen integrativen und umfassenden Ansatz der Präzisionsmedizin systematisch zu verfolgen, so der Rheumatologe. Das von Daniel Aletaha und Co-Autorin Victoria Konzett, ebenfalls von der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien, entwickelte konzeptuelle System kann diese Lücke schließen. Es umfasst sieben Parameter, die nach entsprechender Abfrage im ärztlichen Gespräch bewertet und für die Therapieentscheidung herangezogen werden können.
„Für die Behandlung der rheumatoiden Arthritis steht uns heute eine Vielzahl von Medikamenten zur Verfügung, die alle gut wirken“, erklärt Daniel Aletaha. „Ihre wesentlichen Alleinstellungsmerkmale liegen jedoch nicht in der Wirksamkeit, sondern in ihrem Sicherheitsprofil bei den einzelnen Patient:innen.“ So ist zum Beispiel für Menschen mit rheumatoider Arthritis und gleichzeitiger Herzinsuffizienz eine andere Medikation die „beste“ als für RA-Patient:innen mit rezidivierender (wiederkehrender) Gürtelrose. Diese und weitere Bausteine einer individuell optimalen Behandlung werden im Modell strukturiert dargestellt. Die Anwendung dieses Modells in der klinischen Praxis könnte zu einem Prozess führen, den die Autor:innen als „therapeutisches Matchmaking“ bezeichnen. Dabei schlagen Ärzt:innen eine Therapie vor, die sowohl wirksam als auch sicher für die spezifischen Bedingungen einzelner Patient:innen ist.
„Präzisionsmedizin geht für uns über die Wahl des individuell wirksamsten Medikaments hinaus“, erklärt Daniel Aletaha. Die Integration von Sicherheitsprofilen der Therapeutika, der multimorbiden Situation der zu behandelnden Patient:innen und deren Präferenzen in die Therapieentscheidung könne, so Aletaha, die Behandlungsergebnisse für die Patient:innen signifikant verbessern und deren Lebensqualität steigern.
Publikation: Nature Reviews Rheumatology Management strategies in rheumatoid arthritis Victoria Konzett, Daniel Aletaha
APA