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Licht aus, Medikamente aus?

Mag. Andreas Feichtenberger
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Ein Blackout ist für die kritische Infrastruktur ganz besonders brisant – Vorsorge kann das Schlimmste verhindern. © Shutterstock
Ein Blackout ist für die kritische Infrastruktur ganz besonders brisant – Vorsorge kann das Schlimmste verhindern. © Shutterstock

Was passiert, wenn in Österreich oder in ganz Europa tagelang das Licht ausgeht? Wie hoch ist die Gefahr, dass sich die Lage rund um die Lieferengpässe weiter zuspitzt? Sind wir für diese Krisenfälle eigentlich gut gerüstet? Apothekerkammerpräsidentin Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr diskutierte diese ­Fragen mit ihren Gästen General Rudolf Striedinger, Generalstabschef des Österreichischen Bundesheeres, und Peter Lehner, Sozialversicherungs-Chef. Die vage Antwort gleich vorneweg: Die Lage ist alles andere als entspannt. In puncto Blackout betonte Striedinger, dass wir im Moment nicht genau sagen können, wann und ob uns ein großflächiger längerer Stromausfall bevorstehe. Beim Militär sei man allerdings auf das Worst-Case-Szenario vorbereitet, und das sehe aktuell einen Blackout von 14 Tagen vor, denn, so Striedinger: „Es gibt verschiedene Gründe für einen Blackout, bei einem Cyberangriff kann man dessen Dauer aber beispielsweise nicht genau vorhersehen.“ Daher empfiehlt er, dass auch die Bevölkerung einen 14-Tages-Vorrat an Lebensmitteln und Wasser sowie einen Monatsvorrat an wichtigen Medikamenten anlegen solle.

Ein Blackout ist für die kritische Infrastruktur ganz besonders brisant – Vorsorge kann das Schlimmste verhindern. © Österreichische Apothekerkammer
Ein Blackout ist für die kritische Infrastruktur ganz besonders brisant – Vorsorge kann das Schlimmste verhindern. © Österreichische Apothekerkammer


Lehner betonte das Miteinander in einem solchen Krisenfall: „Wir sind in Österreich sehr gut aufgestellt, die dezentrale Versorgung funktioniert, das haben wir in der Coronakrise bereits bewiesen. Wir müssen allerdings ein Bewusstsein ohne Panik schaffen. Wenn es wirklich dazu kommen sollte, müssen wir zusammenhelfen und kreativ sein.“ Dass das Miteinander in Krisen schwierig ist, zeigte sich aber ebenfalls bereits während der Coronakrise. Darauf und dass es bei Apotheken gar nicht erst einen so langen Stromausfall brauche, um ernsthafte Probleme zu bekommen, wies Mursch-Edlmayr hin: „Die Apotheken haben eine Offenhaltepflicht und sie waren es, die recht allein vor panischen Menschen standen und ihnen in der Coronakrise halfen. Andere Berufsgruppen waren weit weniger exponiert. Wenn es zu einem Stromausfall kommen sollte, stehen die Apotheken ­binnen kürzester Zeit vor einer schwierigen Situation. Vor allem wenn die Belieferung durch den Großhandel ­stocken sollte, wird es problematisch.“ Die Sorge unterstrich auch Lehner: „Bei längeren Stromausfällen wird es neue Geschäftsmodelle brauchen – Vertrauen und Papier werden im Mittelpunkt stehen und sie werden wohl von der Exekutive begleitet werden.“

Streit um den Preis

Das zweite diskutierte Thema, die Lieferengpässe, sorgte ebenfalls für jede Menge Gesprächsstoff. Vor allem die Preise, die in Österreich für Medikamente bezahlt würden, standen im Mittelpunkt. Während Lehner betonte, dass wir kein Billigarzneiland seien, vertrat Mursch-Edlmayr die gegenteilige Meinung: „Es gibt Kolleg:innen aus anderen europäischen Ländern, die nichts von Lieferengpässen wissen. Ich kann die Unternehmen aber verstehen. Die Hersteller sind börsennotiert und ihren Aktionären verpflichtet. Sie müssen bestmöglich wirtschaften und liefern an jene Länder, die am besten zahlen.“ Lehner hielt dagegen, dass es falsch wäre, den Markt rein über den Preis bestimmen zu wollen: „Ein europäischer Bazar bringt nichts, davon profitieren nur die Hersteller. Wir achten immer darauf, breit aufgestellt zu sein. Die Anzahl der Lieferanten ist für uns entscheidend und die haben Lieferverpflichtungen, denen sie nachkommen müssen. Wir schauen sehr genau darauf, ob Österreich hier benachteiligt wird oder nicht.“ Beruhigende Worte fand Präsidentin Mursch-Edlmayr abschließend: „Wenn uns die Rohstoffe zur Verfügung stehen, stellen wir die Produkte auch selbst her und werden dafür sorgen, dass die Bevölkerung mit Arzneimitteln versorgt wird.“

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