FPÖ

Harald Vilimsky

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Harald Vilimsky © beigestellt
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ÖAZ Lieferengpässe sind seit Jahren ein zentrales Thema innerhalb der EU. Das geplante Pharmapaket soll hier Abhilfe schaffen. Wie sehen Sie die aktuelle Problematik und wie wollen Sie die Arzneimittelproduktion in Europa künftig stärken?
HARALD VILIMSKY Durch eine tatsächliche Standortpolitik und keinen „Green Deal“ sollten die Forschungs- und Produktionsstätten der europäischen Industrie (Pharmazeutische Produkte & Medizinprodukte) gestärkt und ausgebaut werden. Damit könnte man die Abhängigkeit und die komplexen Lieferketten (siehe Corona-Pandemie) für Europa gegenüber den USA, vor allem aber auch gegenüber Asien reduzieren. 

ÖAZ Eine EU-weite digitale Patientenakte wird den Bürger:innen die Möglichkeit geben, im Ausland auf ihre Daten zuzugreifen. Die Daten sollen auch in Apotheken gesammelt und für weitere Zwecke wie Forschung, Innovation und Politikgestaltung verwendet werden. Kritiker:innen befürchten einen Missbrauch von Patientendaten. Wie sehen Sie das und wie wichtig ist Ihnen eine Opt-out-Möglichkeit? 
VILIMSKY Die von der Kommission vorgeschlagene Zwangsübermittlung von sensiblen Gesundheitsdaten der Bürger an einen zentralen Europäischen Raum für Gesundheitsdaten lehnen wir strikt ab. Das Missbrauchspotenzial ist in diesem Bereich besonders groß und die missbräuchliche Verwendung von Gesundheitsdaten bei Einstufungen von Versicherungstarifen oder Einstellungsverfahren hätte gravierende negative Auswirkungen auf die Betroffenen. Weiter muss sichergestellt werden, dass die Daten nicht außerhalb der EU – wie bspw. bei Cloudanbietern von Drittstaaten – gelagert würden. Damit wäre der Zugang von Regierungsbehörden oder Unternehmen aus Drittstaaten nicht mehr auszuschließen. Das ist bei Gesundheitsdaten eine Horrorvision. Gerade bei derartig sensiblen Daten muss den Mitgliedsstaaten und damit deren Bürgern ein Widerspruchsrecht gegen die Datenübermittlung eingeräumt werden. Außerdem muss vor Implementierung der Datenübermittlung durch robuste Sicherheitsmaßnahmen die Integrität und Vertraulichkeit der Daten gewährleistet sein.

ÖAZ Im Jahr 2023 wurden mehr als 800.000 gefälschte oder illegale Medikamente in Österreich beschlagnahmt. Die Gefahr besteht, dass trotz der hohen Zahl nicht alles lückenlos aufgegriffen werden konnte. Das Problem ist aber kein nationales, sondern besteht im gesamten EU-Raum und trotz der Fälschungsrichtlinie. Wie wollen Sie dagegen vorgehen?
VILIMSKY Durch eine lückenlose Zusammenarbeit der Zollbehörden, Sicherheitsbehörden und Gesundheitsbehörden innerhalb der EU und einem Außengrenzschutz, der geschmuggelte, gefälschte oder gegen den Patentschutz verstoßende Medikamente und Medizinprodukte und ihren Import stoppt, sollte hier Abhilfe geschaffen werden. 

ÖAZ Internationale Versandapotheken sorgen mit Dumpingpreisen für Umsatzeinbußen in den Vor-Ort-Apotheken, müssen aber gleichzeitig nicht die gleichen harten Auflagen erfüllen. Das gefährdet Standorte und die Versorgung der Menschen mit Medikamenten. Wie sehen Sie die Problematik?  
VILIMSKY Mit der österreichischen Apothekenstruktur haben wir über eine sehr lange Zeit eine Nahversorgung mit Medikamenten und Medizinprodukten geschaffen, die sich bewährt hat und die für die Patienten die Garantie einer qualitativ hochwertigen Versorgung bringt. Deshalb sollte die weitere Ausbreitung des internationalen Versandapothekenwesens eingeschränkt und streng kontrolliert werden. 

ÖAZ Wie stehen Sie zu einer Ausweitung der Dienstleistungen – wie bspw. dem Impfen oder der Medikationsanalyse – in Apotheken? Beides ist in vielen Ländern der EU bereits erlaubt. Österreich hinkt hier trotz hoher Akzeptanz in der Bevölkerung hinterher. 
VILIMSKY Die österreichischen Apotheken sind neben Allgemeinmedizinern und Fachärzten eine bewährte Säule im niedergelassenen Bereich. Diese sollte durch eine Ausweitung der Dienstleistungen (Impfen, Medikationsanalyse usw.) weiter gestärkt werden, um eine hohe Dichte der medizinischen Versorgung wohnortnahe garantieren zu können. 

ÖAZ Warum sind Sie bzw. Ihre Partei auf europäischer Ebene die richtige Wahl für Apotheker:innen?  
VILIMSKY Wir versuchen natürlich die Interessen aller Österreicher mit bestem Wissen und Gewissen zu vertreten. Wir stehen für ein starkes und souveränes Österreich und gegen Überregulierung und Verbotspolitik, die von Brüssel ausgeht. Ich glaube, dass gerade in diesem Hinblick viele Apotheker davon ein Lied singen können. Wir wollen auch nicht eine Gesundheitsunion, die das Gesundheitssystem immens belasten würde, da Österreich hier einen Großteil der Kosten tragen müsste und das gerade im Gesundheitssektor – auch bei den Apothekern – sehr spürbar wäre.

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