Mittels Polysomnographie - ein diagnostisches Verfahren zur Messung der physiologischen Funktionen einer Person im Schlaf - habe man zeigen können, dass einige der Patienten etwa verringerte REM-Schlafphasen (der "Traumschlaf") oder kürzere Tiefschlafphasen und damit weniger "Schlafeffizienz" hatten, erklärte Ambra Stefani, die an Studie und Paper - mit Abubaker Ibrahim als Erstautor - beteiligt war. "Wir konnten ebenso belegen, dass diese Veränderungen im Schlaf im Schnitt bereits 12,8 Jahre vor der Diagnose der Krankheit da sind", betonte sie.
Das ermöglicht "frühzeitiges Eingreifen" und eine Prognose des Erkrankungsrisikos, auch wenn es noch keine wirklich wirksamen Medikamente etwa gegen Parkinson oder Demenz gebe. "Die Patienten können aber deutlich früher entgegenwirken, beispielsweise indem sie ihren Lebensstil anpassen, sich genug bewegen, ausreichend schlafen oder gesünder essen," hielt Stefani fest. Das Thema "Schlafqualität" und "ausreichend Schlaf" sei insgesamt ein wichtiges Mittel, um neurodegenerative Krankheiten zumindest abzumildern oder den Ausbruch hinauszuzögern.
Jetzt sollten weitere "Folgestudien" anschließen, um die gewonnenen Erkenntnisse abzusichern. "Wir sind gerade dabei, noch mehr Patienten einzuschließen und damit die vorhandene Datenbank zu erweitern", berichtete die Neurologin und ergänzte: "Die Frage wird sein, ob man Änderungen im Schlaf sehen kann, die spezifisch für die jeweilige Erkrankung sind". Bisher sei eine Rückbindung von spezifischen Schlaf-Verhaltensstörung auf die jeweils konkrete Krankheit nicht möglich gewesen: "Wir konnten bisher nur allgemein für die Gesamtgruppe zeigen, dass solche Veränderungen mit einer späteren Entwicklung von neurodegenerativen Erkrankungen verbunden sind."
Wenn diese wissenschaftliche Verbindung von Schlafstörung und Krankheit gelingt, würde man vor allem wichtige Zeit gewinnen, erklärte die ebenfalls beim Gespräch anwesende Birgit Högl, die die ärztliche Leitung des Schlaflabors an der Universitätsklinik für Neurologie innehat. "Vor allem bei Parkinson ist es ja so, dass bei Ausbruch und Diagnose bereits eine Mehrzahl der Neuronen zugrunde gegangen ist." Wenn man hingegen "zehn Jahre vorher ansetzt", lassen sich "womöglich noch Dinge erhellen, die noch nicht degeneriert sind", führte sie aus.
Eine "optimale" Zukunft sieht jedenfalls laut Högl so aus: "Wir hoffen, dass eine möglichst frühe Intervention zu besseren Verläufen und Ergebnissen führt." Außerdem besteht laut der ärztlichen Leiterin eine berechtigte Hoffnung, dass man diese latente Frühphase von neurodegenerativen Erkrankungen bald medikamentös begleiten kann.
APA