RSV-Prophylaxe
Nirsevimab (Beyfortus®) – ein sicherer Schutz für die Kleinsten durch Passivimmunisierung
RSV-(Respiratory Synzytial Virus)-Infektionen treten typischerweise in den nasskalten Monaten November bis März auf. Sie sind hochinfektiös und man kann davon ausgehen, dass jedes Kind bis zum zweiten Lebensjahr mit diesen Viren unvermeidbar in Kontakt kommt. Problematisch kann diese akute Atemwegserkrankung für Neugeborene und Säuglinge (v. a. mit Risikofaktoren) während ihrer ersten RSV-Saison sein. Nirsevimab (Beyfortus®) ist ein monoklonaler Antikörper, der sich gegen das hochkonservierte Fusionsprotein der RS-Viren richtet und damit deren Vermehrung in den zilientragenden Epithelzellen der Schleimhäute der Atemwege vorbeugt. Beyfortus® wird im ersten Lebensjahr rechtzeitig vor der RSV-Saison verabreicht, wirkt als Passivimmunisierung sofort und bietet aufgrund der langen Halbwertszeit einen Schutz über die gesamte RSV-Saison.
RSV-Impfstoffe für Erwachsene
Die Impfstoffe Abrysvo®, Arexvy® und mRESVIA® wurden zur Vermeidung von RSV-Infektionen für über 60-Jährige
zugelassen.
Abrysvo® darf auch bei Schwangeren verwendet werden, um einen maternalen Impfschutz aufzubauen, der Säuglinge nach der Geburt für etwa 6 Monate schützt.
Yorvipath®
Nach Einstellung der Produktion von Natpar® ist künftig Yorvipath® die einzige Möglichkeit zur Parathormon(PTH)-Substitution bei Hypoparathyreoidismus. Der aktiv wirksame Teil von Abaloparatid (Yorvipath®) besteht aus der Aminosäuresequenz 1 bis 34 des natürlichen PTH. Dieser 34 AS umfassende Pharma-kophor ist wirkungsident mit dem endogenen PTH, das aus insgesamt 84 AS besteht. Das Besondere ist aber, dass dieses Proteinfragment nur langsam freigesetzt wird und dadurch physiologisch konstante Blutspiegelwerte ermöglicht. Erreicht wird dies durch die so-genannte TransCon®-Technologie, die darin besteht, dass der wirksame Proteinteil über ein Verbindungsstück (Linker) an ein Trägermolekül
(Carrier) gebunden ist. Die Freisetzung erfolgt kontrolliert langsam, Linker und Carrier sind unbedenklich und werden über die Nieren ausgeschieden. Yorvipath® wird täglich subkutan verabreicht.
bei Alopecia areata und chronischem Handekzem
Januskinasen (JAK) spielen eine bedeutende Rolle bei der Weiterleitung von Zytokinsignalen, die dazu führen, dass in der Folge weitere proinflammatorische und wachstumsfördernde Zytokine gebildet werden. Mit JAK-Inhibitoren können überschießende Entzündungs- oder Autoimmunreaktionen gebremst werden. Ein Vorteil von JAK-Inhibitoren im Vergleich zu Biologika ist, dass sie peroral eingenommen werden können.
Alopecia areata ist ein kreisrunder Haarausfall, der als Folge einer Autoimmunreaktion gegenüber den Haarfollikeln auftritt. JAK-Inhibitoren erscheinen daher geeignet, diesen Entzündungsvorgang zu stoppen. Nach Baricitinib (Olumiant®) ist nun seit einem Jahr Ritlecitinib (Litfulo®) zur Behandlung von schwerer Alopecia areata zugelassen. Die Wirkung beruht auf Hemmung sowohl der JAK-3 als auch von TEC-Kinasen, was die Aktivität von B- und T-Zellen bremst. Nach 48 Wochen zeigte sich bei 31 % der Patient:innen eine nahezu vollständige Remission und bei 49 % eine mäßige bis starke Verbesserung.
Das Handekzem ist eine häufige, in vielen Facetten auftretende Entzündung. Oftmals bilden viele Faktoren die Ursache von offenen Hautstellen, die wiederum Eintrittspforten für Bakterien, Pilze und reizende oder allergene Stoffe sind. Handekzeme gelten als Berufsdermatose Nummer eins. Mit dem JAK-Inhibitor Delgocitinib (Anzupgo®-Creme) ist es gelungen, eine Alternative zu Cortison-haltigen Therapien zu entwickeln. Delgocitinib blockiert sämtliche Januskinasen (JAK 1-3 und TYK 2), kann daher als Pan-JAK-Inhibitor bezeichnet werden und ist ausgesprochen wirksam. Die Anzupgo®-Creme wird zweimal täglich aufgetragen und es konnten bei 59 % der Patient:innen eine 75%ige und bei 73 % eine 90%ige Verbesserung erzielt werden.
Eladynos®
Vermehrt die Knochensubstanz im Kampf gegen Osteoporose.
Während dauerhaft erhöhte PTH-Blutspiegelwerte (Hyperparathyreoidismus) zu Osteoporose führen, kann hingegen durch 1 x tägliche intermittierende Gaben eine überwiegend osteoanabole Wirkung erzielt werden. Auf diesem Effekt beruht bekanntlich die PTH-Wirkung von Teriparatid (Forsteo®), das die auf 34 Aminosäuren verkürzte Form des humanen PTH darstellt. Abaloparatid (Eladynos®) hingegen ist ein Protein, dessen Sequenz zu 41 % mit Teriparatid und zu 76 % mit der des Parathormon related Protein (PTHrP) übereinstimmt. In Studien zeigte Eladynos® im Vergleich zu Forsteo® keine überlegene osteoanabole Wirkung, aufgrund der PTHrP-Wirkung dürfte es aber seltener zur Nebenwirkung Hyperkalzämie führen und somit hinsichtlich Verträglichkeit vorteilhafter sein.
Sunlenca®
Eine Sprunginnovation in der HIV-Behandlung und Präexpositionsprophylaxe.
Mit Lenacapavir ist es erstmals gelungen, einen HIV-Kapsid-Inhibitor zur Marktreife zu entwickeln. Das Kapsid umhüllt und schützt nicht nur das Virus-Genom, es ist bei der Virusreplikation in mehrere essenzielle Schritte involviert, die durch Lenacapavir unterbunden werden. Daraus resultiert selbst bei Erwachsenen mit HIV-1-MDR noch immer eine hohe Wirksamkeit: Nach einem Jahr Therapie wiesen über 80 % eine Viruslast von unter 50 Kopien/ml auf. Extrem erfolgreich war Sunlenca® in der Prophylaxe. Bei einer Studie mit 5.000 Frauen in Südafrika und Uganda gab es nach einem Jahr keine einzige HIV-Infektion. Bestechend ist neben einer extrem hohen Wirksamkeit in picomolaren Konzentrationen auch die lange biologische Halbwertszeit von Lenacapavir, die nach einer Initialphase nur noch alle sechs Monate eine subkutane Injektion erfordert.
Veoza®
Die hormonfreie Alternative bei Hitzewallungen in den Wechseljahren.
Etwa 80 % der Frauen klagen über stark belastende vasomotorische Symptome im Wechsel: Hitzewallungen, Schweißausbrüche und gerötete Haut. Eine zusätzliche Belastung liegt auch darin, dass sich die „schlimmste Phase“ durchaus über mehrere Jahre erstrecken kann. Eine hormonelle Substitution zur Erleichterung wird von vielen Frauen abgelehnt, sie greifen dann häufig zu Phytopharmaka in Form von Tees oder Nahrungsergänzungsmitteln.
Mit Fezolinetant (Veoza®) ist es erstmals gelungen, in die falsch eingestellte Thermoregulation einzugreifen, die durch Neurokinin-B ausgelöst wird. Diese wird im Hypothalamus gesteuert. Vor der Menopause besteht zwischen Neurokinin-B und Estrogen ein Gleichgewicht. Mit Abnahme des Estrogenspiegels dominiert Neurokinin-B immer mehr, was die bekannten vasomotorischen Symptome auslöst. Fezolinetant blockiert den Neurokinin-Rezeptor und kann durch eine etwa 50%ige Reduktion der Hitzeepisoden eine deutliche Linderung bringen.