Ergänzende Rolle in der Behandlung

Abnehmspritzen für Typ-1-Diabetiker in Diskussion

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Vor einigen Wochen veröffentlichten Viral Shah (Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel an der Indiana University School of Medicine in Indianapolis) und seine Mitautoren, darunter auch Julia Mader von der MedUni Graz, im Journal of Diabetes Science and Technology ein Konsensstatement zur potenziellen Rolle von GLP-1- und GIP-Rezeptoragonisten, wie Semaglutid oder Tirzepatid.

Die Medikamente sind seit Jahren für die Behandlung von Typ-2-Diabetes zugelassen. In den letzten Jahren hat sich ihre Anwendung auch zur Gewichtsreduktion bei Adipösen etabliert, sowohl bei Typ-2-Diabetikern als auch bei Nicht-Diabetikern. Darüber hinaus wurden positive Effekte bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenerkrankungen und weiteren Gesundheitsproblemen beobachtet. Für Typ-1-Diabetiker, die von Beginn der Erkrankung an auf Insulin angewiesen sind, sind diese Pharmazeutika jedoch bisher nicht zugelassen, da die Blutzuckerkontrolle in diesem Fall ausschließlich über Insulin erfolgt.

Noch fehlen Studien

Doch es gibt Interesse, wie die Wissenschafter schrieben: "Angesichts der zunehmenden Verbreitung von Fettleibigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen besteht ein wachsendes Interesse an der Verwendung von Glucagon-ähnlichen Peptid-1-Rezeptoragonisten (GLP-1RAs) als Zusatztherapie bei Typ-1-Diabetes." Von den Arzneimittelbehörden seien sie bisher dafür nicht zugelassen. Es fehle an den entsprechenden klinischen Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit bei Typ-1-Diabetikern.

Es wird jedoch argumentiert, dass diese Medikamente eine zusätzliche Unterstützung für Patienten mit Typ-1-Diabetes sein könnten, die eine Insulinpumpentherapie (automatisierte Insulinabgabesysteme - AID) erhalten. Trotz der fortschrittlichsten verfügbaren Systeme erreichen nur etwa 50 Prozent der Erwachsenen die optimalen mittelfristigen Blutzuckerwerte (HbA1c von unter sieben Prozent).

Adipositas unter Typ-1-Diabetikern nimmt zu

Die Wissenschaftler erklärten: "Darüber hinaus nehmen Übergewicht und Fettleibigkeit bei Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes zu. Fettleibigkeit ist mit Insulinresistenz, höheren Insulindosen und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden." Daher sei es notwendig, ergänzende Therapien zum Insulin einzusetzen, um die häufige starke Gewichtszunahme, die körpereigene Resistenz gegen das per Injektion verabreichte Insulin und das erhöhte Herz-Kreislauf-Risiko zu behandeln. Ziel ist es, die zusätzlichen positiven Nebeneffekte der ursprünglich für Typ-2-Diabetiker entwickelten Medikamente zu nutzen.

Nach mehreren Beratungen fasste das Expertenkomitee umfangreiche „starke Empfehlungen“. Im Wesentlichen sprechen sich die Fachleute für den Einsatz von Semaglutid, Tirzepatid und ähnlichen Substanzen bei Typ-1-Diabetes aus – auch für Patienten mit Insulinpumpen. „GLP-1RA-basierte Therapien sollten als Zusatztherapie bei bestimmten Populationen von Menschen mit Typ-1-Diabetes in Betracht gezogen werden, beispielsweise bei Erwachsenen mit Übergewicht und Fettleibigkeit, Insulinresistenz oder erhöhtem Insulinbedarf, die keine optimalen Blutzuckerwerte erzielen können.“ Dies gilt auch für Personen mit Insulinpumpen und hohen Blutzuckerspitzen nach dem Essen sowie für Typ-1-Diabetiker mit einem hohen Risiko für Herz-Kreislauf- und chronische Nierenerkrankungen.

Die Voraussetzung wäre allerdings die Zulassung der Verwendung dieser Medikamente auch für Typ-1-Diabetiker durch die Arzneimittelbehörden wie FDA (USA) oder EMA (EU). "Hersteller einmal wöchentlich zu verabreichender GLP-1-Rezeptoragonisten sollten diese Produkte an Personen mit Typ-1-Diabetes testen, die Insulinpumpen verwenden. Dadurch wird die Beweislage gestärkt, eine behördliche Zulassung kann beantragt werden, wenn sich diese Mittel als sicher und wirksam erweisen." Bis dahin dürfte es aber noch einige Zeit dauern.

APA

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