Die Grenzflächen im Körperinneren werden von den Schleimhäuten (Mukosa) gebildet, die in der Summe rund 400 m2 abdecken. Dazu zählen die Schleimhäute der Augen, der Atemwege, des Magen-Darm- und des Urogenitaltraktes. Diese stehen über den Blutkreislauf in enger immunologischer Verbindung und schützen unseren Körper vor möglichen Gefahren. Unter der Schleimhaut sind Lymphfollikel eingebettet, die laufend Immunglobuline, v. a. IgA, produzieren. Diese stehen durch ihre Lage direkt an der ersten Schutzbarriere des Körpers in ständigem Kontakt mit verschiedensten Erregern. Dank einer komplexen Abwehrkette in der Schleimhaut kann rasch mit der Produktion passender Immunglobuline reagiert werden. Auf diese Weise werden die Anheftung von Bakterien oder Viren an das Epithel sowie ihr Eintritt in subepitheliale Schichten verhindert.
Mangelnde Integrität
Ist die Schleimhautimmunität durch Faktoren wie Stress, Umweltbelastungen, Schwermetalle, Rauchen, Alkohol, Pestizide, Medikamente, Nährstoffmangel, zu wenig Schlaf etc. vermindert, sind den Eindringlingen Tür und Tor geöffnet. In der Folge können sich virale Erkrankungen − inklusive des aktuellen Coronavirus −, bakterielle Erkrankungen wie Koliken, Entzündungen der Magen- und Darmschleimhaut, des Urogenitaltraktes sowie allergische Reaktionen wie Asthma oder Heuschnupfen etc. manifestieren. Durch den Angriff von Pathogenen folgen akute und chronische Entzündungsprozesse; es kommt zur Verdickung der Schleimhaut und dementsprechenden Beschwerden wie Atemproblemen, Kopfschmerzen, Aufstoßen, Sodbrennen, Durchfällen, Blutungen u. v. m.
Atemwege
Die Becherzellen der Schleimhaut produzieren einen wässrigen, durchsichtigen Schleim (Mukus), der sich über den Zellteppich legt und die gesamte Oberfläche der Schleimhaut benetzt und feucht hält. Dieser bindet kleine Staubteilchen und Fremdmaterial und wird von den Flimmerhärchen Richtung Rachen transportiert. Im Rachen angelangt, werden die im Schleim gebundenen Fremdstoffe meistens unwillkürlich geschluckt. Erst wenn die Flimmerhärchen in ihrer Funktion gestört sind – z. B. durch Rauchen oder einen grippalen Infekt – entsteht mehr oder weniger regelmäßig ein Hustenreiz, der als Ersatzmechanismus die bronchiale Reinigung übernimmt.
Unter der Schleimhaut sind Lymphfollikel eingebettet, die laufen IgA-Immunglobuline produzieren.
Trockene Schleimhaut
Verliert die Nasenschleimhaut an Feuchtigkeit, kann sie ihre Schutzfunktion nicht erfüllen. Hilfreich sind in diesem Fall pflegende Nasensprays, Inhalationen, Nasenspülungen, morgendliche Nasenduschen, eine Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 % in den Wohnräumen sowie ausreichend Flüssigkeit. Das heißt, mindestens eineinhalb Liter pro Tag trinken − insbesondere elektrolythaltiges Mineralwasser, Tee oder stark verdünnte Säfte. Achtung: Zucker bindet den Speichel und kann im Übermaß konsumiert die Schleimhäute austrocknen.
Nährstoffkombination
Die Schleimhaut erneuert sich innerhalb von wenigen Tagen und zeigt einen hohen Bedarf an Nährstoffen, um die Regenerationsrate in vollem Umfang zu bewältigen. Gerade in Zeiten der vermehrten viralen und bakteriellen Angriffe bieten die Zellen Höchstleistungen und benötigen eine breite Palette an Vitalstoffen für die Abwehr, die Energiesynthese und ihre Regenerations- bzw. Erneuerungsleistung. So ist v. a. in abwehrintensiven Zeiten auf eine gute Versorgung mit Vitamin C, Vitamin E, Vitamin D, Selen, Zink, Flavonoiden/Carotinoiden und B-Vitaminen zu achten.
Vitamin C
Der aus immunbiologischer Sicht bekannteste Mikronährstoff ist das Vitamin C. Als wichtigster Spieler innerhalb eines antioxidativen Systems ist es maßgeblich für die Integrität von Immunzellen verantwortlich. Insbesondere, da die Immunzellen einer hohen Belastung an reaktiven Sauerstoffspezies ausgesetzt sind. Die im Stoffwechsel erzeugten Radikale dienen zwar vorrangig der Abtötung von Erregern, dennoch können auch körpereigene Zellen geschädigt werden. Als wasserlösliches Antioxidans spielt Vitamin C daher eine zentrale Rolle zum Schutz der Immunzellen. Hier arbeitet es eng mit weiteren Antioxidantien, insbesondere mit Vitamin E, zusammen. Durch den hohen Verbrauch an Vitamin C bei einem viralen Angriff sinkt der Vitamin-C-Spiegel drastisch ab. Um den Viren dennoch keine Chance zu geben, ist es sinnvoll, bei einer beginnenden Erkältung rasch mit hohen Dosen Vitamin C zu unterstützen (1–10 g/Tag – aufgeteilt auf Einzeldosen). Um den Vitamin-C-Spiegel vorbeugend ausreichend hochzuhalten, empfehlen sich 500 bis 1.000 mg pro Tag in der Prophylaxe.
Zink
Zink scheint ebenfalls unentbehrlich, wenn es um eine rasche Symptomlinderung bei einer akuten Infektion geht. So verhindert es per Verdrängungsprinzip das Anhaften von Viren an die Wirtszellen in der Nasenschleimhaut. Zusätzlich hemmt es die Aktivität von Herpes-, Corona- und Rhinoviren, beeinträchtigt Wachstum und Vermehrung der Erreger und lindert Entzündungsreaktionen in der Schleimhaut. Auf diese Weise werden die Schwellung der Nasenschleimhäute reduziert und das Durchatmen erleichtert. Im akuten Fall bewährt sich die Zinkeinnahme als Lutsch- oder Brausetablette. So gelangt das Zink direkt an den Infektionsherd in der Schleimhaut der Atemwege. Empfehlenswert sind innerhalb der ersten 24 Stunden nach Auftreten der ersten Erkältungssymptome 75 bis 100 mg Zink pro Tag, aufgeteilt auf mehrere kleine Portionen. In der Prophylaxe haben sich 10 bis 25 mg Zink gut bewährt.
Selen
Als Bestandteil einer Reihe von Enzymen − u. a. die antioxidativ wirkende Glutathionperoxidase − ist das Spurenelement Selen u. a. für eine optimale Immunfunktion unabdingbar, da es die Antikörpersynthese begünstigt und die Aktivität der T-Zellen sowie der natürlichen Killerzellen steigert. Selen wirkt insbesondere als optimaler Kombinationspartner mit Zink, das gleichermaßen antioxidativ wirkende Enzyme wie die Superoxiddismutase als Cofaktor funktionsfähig hält. In der Prophylaxe werden 50 bis 70 mcg, in der akuten Phase 70 bis 100 mcg Selen pro Tag empfohlen.
Vitamin D
Ein Vitamin-D-Mangel tritt überdurchschnittlich häufig bei Erkrankungen und Lebensumständen auf, die gleichermaßen das COVID-19-Risiko erhöhen. Diese sind ein hohes Lebensalter, Adipositas und Diabetes Typ 2. Ein Teufelskreis, der weder neu noch unbekannt ist. Hier macht es Sinn, nicht erst bei einer Infektion, sondern vielmehr bei allen relevanten Vorerkrankungen anzusetzen. In diesem Sinn ist die Empfehlung einer Vitamin-D-Supplementierung insbesondere für ältere und chronisch kranke Menschen nicht nur sinnvoll, sondern aktiv zu empfehlen. Vor allem Personen mit einem Vitamin-D-Mangel (Serumspiegel <25 nmol/l) profitieren von der Einnahme von Vitamin-D-Präparaten, selbst in moderater Dosierung (2.000–4.000 I.E./Tag). Hier zeigte sich in Studien eine deutlich verringerte Häufigkeit von akuten Atemwegsinfekten.
Omega-3-Fettsäuren
Omega-3-Fettsäuren besitzen mehrere positive Wirkungen für die Gesundheit. Neben Herz-Kreislauf, Augen und Gehirn profitiert laut wissenschaftlichen Untersuchungen auch das Immunsystem. Diese mehrfach ungesättigten Fettsäuren liefern die Grundbausteine für entzündungshemmende Substanzen − sogenannte Resolvine −, die das Abklingen von Entzündungsreaktionen infolge mikrobieller Infektionen fördern. Empfohlen werden 500 mg bis 3 g EPA und DHA pro Tag.
Spätschäden Geruchsverlust,
Geschmacksstörungen
Stichwort Virus: Eine SARS-CoV-2-Infektion kann nach heutigem Wissensstand nicht nur verschiedene Organe wie Lunge, Leber und Nieren beeinträchtigen, sondern auch die Gefäße schädigen, Entzündungsreaktionen hervorrufen sowie das Nervensystem schädigen. So lassen sich etliche der mittlerweile bekannten Long-COVID-Symptome auf neurologische Störungen zurückführen, die oft noch Monate später an die Infektion erinnern. Dazu zählen v. a. Geruchs- und Geschmacksstörungen. Um die Regeneration des Nervensystems zu unterstützen, kann die Gabe von Omega-3-Fettsäuren als wichtige Nervenbestandteile in Kombination mit einem B-Komplex (150 bis 300, fallweise bis zu 600, mg/Tag) sinnvoll sein.
Faktor Sport
Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Zahl der natürlichen Killerzellen durch körperliche Belastung deutlich ansteigt. Zudem wird die Anzahl der B-Lymphozyten durch Bewegung erhöht. Ganz nach dem Motto: Killerzellen und Antikörper sind wesentlich aktiver, wenn wir selbst aktiv sind! Um dem Immunsystem rundum Gutes zu tun, empfehlen Experten nämlich drei- bis fünfmal in der Woche ein 30- bis 60-minütiges Ausdauertraining.
Ein zweiter Effekt ist der effiziente Stressabbau durch Sport. Stress schwächt nicht nur das Immunsystem, sondern sorgt dafür, dass im Körper vermehrt Stresshormone (Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol) sowie der Botenstoff Interleukin-6 produziert werden. Diese werden auch bei Entzündungsreaktionen des Körpers freigesetzt. So ist es zu erklären, dass Dauerstress den Körper quasi in einen chronischen Entzündungszustand versetzt und unterm Strich die Abwehr schwächt.
Quellen
• Jayawardena R. et al.: Enhancing immunity in viral infections, with special emphasis on COVID-19: A review; Diabetes Metab Syndr.; 2020
• Ta M. et al.: Obesity and COVID-19: the role of the food industry; BMJ; 2020
• Zhang L. et al.: Potential Interventions for Novel Coronavirus in China: A Systematic Review; J Med Virol.; 2020
• Caccialanza R. et al.: Early nutritional supplementation in non-critically ill patients hospitalized for the 2019 novel coronavirus disease (COVID-19). Nutrition; 2020