emer. Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Fleischhacker

Ein Großer ist von uns gegangen

Mag. pharm. Dr.  Alfred  KLEMENT
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Wilhelm Fleischhacker (Mitte) bei der Übergabe des  Goldenen Ehrenzeichens durch Rektor Heinz Engl (rechts)  und Dekan Horst Seidler (links) im Jahr 2014.  © Universität Wien
Wilhelm Fleischhacker (Mitte) bei der Übergabe des Goldenen Ehrenzeichens durch Rektor Heinz Engl (rechts) und Dekan Horst Seidler (links) im Jahr 2014. © Universität Wien

Geboren am 12. September 1931, verbrachte der emer. o. Univ.-Prof. Mag. Dr. Dr. h. c. Wilhelm Fleischhacker seine Kindheit und Jugend in Perchtoldsdorf. Als Jugend­licher half er seinen Eltern in den damals wirt­schaftlich schwierigen Zeiten bei der Arbeit in der Drogerie. Ausgestattet mit einem Arbeitsmantel – einen solchen erbat er sich von seinen Eltern zur Demonstration seiner Kompetenz bei der Kundschaft – bekam er erstmals praktischen Kontakt zur Chemie. Der sparsame Umgang mit Ressourcen prägte ihn dabei für sein weiteres Leben. Nach der Matura in Mödling 1949 begann er im Wintersemester 1950 mit dem Pharmaziestudium, welches er mit der Sponsion zum Mag. pharm. im Jahr 1955 abschloss. In diese Zeit fiel auch die Anstellung am Pharmazeutisch-Chemischen Institut der Universität Wien: Am 1. 9. 1956 begann er als wissenschaftliche Hilfskraft unter dem Vorstand Prof. Franz Vieböck. Im Jänner 1961 erfolgte die Anstellung als ,,nichtständiger“ Hochschulassistent mit einer Bestellung für zwei Jahre und jeweiliger Verlängerung. Die erste Stufe auf der akademischen Laufbahn war mit der Promotion zum Dr. phil. am 5. 4. 1962 gemeistert.

Einsame Spitze als Universitätslehrer

Ein Qualitätsmerkmal der Person Fleischhacker war die Lehre. Seine Lehrtätigkeit begann im Wintersemester 1964/1965 mit seiner Vorlesung zur „Einführung in die Maßanalyse“. Schon damals wurden seine besonderen Vortragsqualitäten erkannt, die auch später von den Studierenden gerühmt wurden, für die er in den Jahren 1971 bis 2012 die Hauptvorlesungen in ­Pharmazeutischer Chemie in vier Teilen hielt. Die Vorlesung behandelte alle Arzneistoffe auf dem österreichischen Markt sowie Substanzen in klinischer Prüfung und wurde mit großem Zeitaufwand laufend aktualisiert. 

Spricht man mit seinen ehemaligen Studierenden, dann bestätigen sie immer wieder die Qualität seines Vortrages und seine besondere Art, bei Prüfungen das Gelehrte in hilfreicher Form abzufragen und fallweise Geduld zu üben. Übrigens bevorzugte er die mündliche Prüfung gegenüber der schriftlichen und gewährte den Studierenden ein Recht auf diese aufwendigere Form der Leistungsbeurteilung.

Auf dem Weg zur Professur

Die nächste Stufe war die Habilitation mit dem Thema: „Synthese und Strukturaufklärung von Thebain-Derivaten nach Einwirkung von Bromcyan“, die er am 16. 3. 1970 einreichte. Die Beurteilung erfolgte durch die Professoren Franz Vieböck und Kurt Jentzsch. Im Juni erhielt Fleischhacker die Lehrbefugnis als Dozent für Pharmazeutische Chemie. Es erfolgte seine Ernennung zum a. o. Univ.-Prof. am 1. 10. 1977, die Bestä­tigung durch den Bundespräsidenten am 27. 10. 1977 sowie später die Ernennung zum ordentlichen Professor am 25. 3. 1982

Seine Zeit als Dekan

1991 erfolgte die Wahl zum Dekan der Formal- und Naturwissenschaftlichen Fakultät in Nachfolge des Pharmakognosten Prof. W. Kubelka. Prof. ­Fleischhacker wurde 1993 und 1995 wiedergewählt, wobei sich zuletzt kraft des UOG (1993) die Amtszeit um weitere zwei Jahre verlängerte. Somit war er sechs Jahre gewählter Dekan und blieb danach bis zur Emeritierung noch weitere zwei Jahre in dieser Funktion – also in Summe acht Jahre. Damit war Fleischhacker einer der längstdienenden Dekane der neueren Universitätsgeschichte. In den universitären Fachgremien vertrat er „seine“ Pharmazie mit Fachwissen, Logik und Hausverstand. 

Fleischhacker leitete die „Fakultät für Naturwissenschaften“ mit großem Engagement, Diplomatie und Loyalität. 2014 wurde er im Rahmen der Akademischen Feier „100 Jahre Lehrstuhl für Pharmazeu­tische Chemie an der Universität Wien“ zu seiner ­großen Überraschung vom Rektor der Universität o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Dr. h.c. Heinz W. Engl und dem Dekan der Fakultät für Lebenswissenschaften o. Univ.-Prof. Dr. Horst Seidler mit dem „Goldenen Ehrenzeichen der Universität Wien“ ausgezeichnet – in Würdigung seiner Verdienste als Dekan der Formal- und naturwissenschaftlichen Fakultät und als Ordinarius für Pharmazeutische Chemie.

Worte zum Abschied

„Als seine Studierenden werden wir seine mit vielen Anekdoten angereicherte Vorlesung, gepaart mit seinem trockenen Humor, wohl nie vergessen. Unvergessen bleibt für uns auch der Einsatz von Prof. Fleischhacker für das Pharmaziezentrum in der Althanstraße, in dem alle pharmazeutischen Institute endlich eine gemeinsame Heimat fanden. Mit seinem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit wird er uns als Institutsvorstand und Dekan immer in Erinnerung bleiben. Wir verlieren mit Professor Fleischhacker einen Lehrer, Mentor und Wegbegleiter, der uns immer ein Vorbild bleiben wird.“
Das Pharmaziezentrum der Universität Wien

„Seine Leidenschaft waren die Pharmazie und ‚seine‘ Universität. Seine Vorträge waren brillant und stets ,State of the Art‘, seine ­Leistungen als Institutsvorstand und Dekan über­ragend. Geschichte war sein Stecken­pferd, seine Allge­meinbildung bemer­kenswert. Mit Humor und Verschmitztheit, mit Weitblick und Nachsichtigkeit für alles Menschliche, mit Klugheit und Ironie und in seiner charakteristischen Sprechweise und ­Rhetorik hatte ‚unser‘ Prof. Fleischhacker, wo er auch erschien, eine Schar von Zuhörer:innen um sich. Wir scharten uns aber nicht nur wegen seiner Anekdoten um ihn, sondern weil er jeden von uns wirklich sah. Er war ein Lehrer im besten Sinne des Wortes, mit hoher Integrität, einem scharfen Intellekt und mit einem ebenso großen Herz. Er war immer da, wenn wir ihn brauchten, auch später, als wir schon längst fertige Apotheker:innen waren. Und er wird auch weiterhin immer da sein ‑ in unserer Erinnerung und in unseren Herzen!“
Mag. pharm. Raimund Podroschko und Mag. pharm. Susanne Ergott-Badawi für das Team des VAAÖ

„Professor Fleischhacker hat in seiner Laufbahn stets eine Brücke zwischen wissenschaftlicher und pädagogischer Seite der Pharmazie geschlagen. In seinen vielfältigen Themen- und Forschungsschwerpunkten behielt er stets die pharmazeutische Blickrichtung und verknüpfte diese mit all seinen chemischen Errungenschaften. Sein Einsatz für die Studierenden und die langjährige Betreuung der Vorlesung „Pharmazeutische Chemie“ waren einzigartig. Die Verbundenheit zur Universität und zur Apothekerschaft hat er stets hochgehalten, fortwährend gepflegt und mit viel Engagement gelebt. Wir verlieren mit Professor Fleischhacker einen Lehrer, Kollegen, Wissenschaftler, Mentor und vor allem einen Freund.“
Das Präsidium des Österreichischen Apothekerverbands

„Professor Fleischhacker genoss als Lehrer, Mentor und Wissenschaftler in pharmazeutischen Kreisen höchstes Ansehen. Eine Vielzahl von Apo­theker:innen kreuzte im Laufe seiner mehr als 50 Jahre währenden Lehrtätigkeit an der Universität Wien ihre akademischen Wege mit ihm. Seine Leidenschaft für die Pharmazie, seine Fähigkeit, Studierende für dieses Fach zu begeistern, sowie sein großes Engagement als Wissensvermittler werden uns allen unvergessen bleiben. Die Apothekerkammer verneigt sich vor Wilhelm Fleischhacker, dem Lehrer, Mentor und Wegbegleiter. Sie trauert um einen großen Institutsvorstand und Dekan, vor allem aber um einen wertvollen Menschen.“
Das Präsidium und die Direktion der Österreichischen Apothekerkammer

„Die Nachricht vom Tod Professor Fleischhackers erfüllt uns mit tiefer Trauer. Unserer Gemeinschaft war er jahrzehntelang in aufmerksamer Freundschaft verbunden. Ob es um die jährliche Generalversammlung, die Verlegung „unseres“ Denkmals in das seinerzeit neue Departement oder andere Aktivitäten ging, er unterstützte uns stets weit über das Erwartbare hinaus und wir schätzen uns glücklich, dass er auch an unserem Vereinsleben intensiv teilgenommen hat. Für all dies danken wir unserem Ehrenmitglied von ganzem Herzen und werden ihn in immerwährendem ehrfürchtigem Andenken bewahren.“
Der Pharmazeutische Militär-Kameradschaftsbund

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