"Wir haben einen leichten Anstieg bei den Infektionen", erläuterte Rauch zum Coronavirus SARS-CoV-2. Das Abwassermonitoring zeige, "wir sind etwa auf dem Niveau von April diesen Jahres". Nach dem Schulbeginn sei mit diesem Anstieg auch zu rechnen gewesen, erläuterte der Gesundheitsminister. Laut dem Dashboard zur Überwachung schwerer akuter respiratorischer Infektionen (SARI) nehmen die Covid-Aufnahmen in Spitälern zu, "allerdings auf niedrigem Niveau" mit derzeit weniger als 200 Betroffenen, darunter einstellige Zahlen auf Intensivstationen, wie Rauch betonte. Unter den Hospitalisierten Covid-Kranken waren zuletzt vor allem Über-60-Jährige.
"Eine Überlastung der Spitäler ist nicht in Sicht und auch nicht zu erwarten", versicherte Rauch. Es gebe bei Corona den "angepassten Impfstoff mit hoher Wirksamkeit", Medikamente und eine Grundimmunität in der Bevölkerung. Bei Ärztinnen und Ärzten und in Apotheken seien weiterhin Tests erhältlich. "Dieser Regelbetrieb bedeutet keinen Blindflug", betonte Rauch. Das Abwassermonitoring sei ausgedehnt auf 48 Kläranlagen und neben dem SARI-Dashboard gebe es weiterhin die Variantensequenzierung. Eine Maskenpflicht sei nicht angedacht, aber er empfehle sie bei engen Kontakten. "Die Maske ist kein Instrument der Folter", sondern um sich und andere zu schützen, sagte Rauch.
Er gehe davon aus, dass die Covid-Impfung bei niedergelassenen Medizinern "jetzt ins Laufen kommt nach den Anfangsschwierigkeiten, betonte der Minister. Das sei "derzeit noch unbefriedigend". Im Anschluss an das Hintergrundgespräch brachte Rauch vor TV-Kameras auch das bei der Ärzteschaft auf Ablehnung stoßende Thema Impfen in Apotheken ins Spiel. "Wir haben in Österreich eine Vielzahl von Apotheken, die durchaus in der Lage wären, das anzubieten. Wenn's dann im niedergelassenen Bereich nicht klappt, dann werden wir es halt dort organisieren müssen", sagte er. Eine Wartezeit auf die Corona-Impfung von 14 Tagen bei Ärzten sei jedenfalls zu lange, "das muss einfach rascher gehen".
"Kein Mensch muss wochenlang auf einen Termin warten", versicherte Edgar Wutscher, Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte in der Ärztekammer im Ö1-"Mittagsjournal". Es fehle teilweise nur noch am Impfstoff. Er habe erst über Medien erfahren, dass geimpft werden könne, die Ärzte hätten den neuen Impfstoff jetzt aber bestellt. Eine große PR-Kampagne für die Corona-Impfung werde es nicht geben, "weil wir gelernt haben, dass große Impfkampagnen an ihr Ende gelangt sind, was ihre Wirksamkeit angeht", erläuterte Rauch. Das funktioniere über den niedergelassenen Bereich besser, weil es dort ein besseres Beratungssetting gebe. Impfwillige sollten sich "im Zweifel von Hausärztin oder Hausarzt beraten lassen und nicht von einer Partei, für die die Impfung 'Teufelszeug' darstellt", so der Minister.
Österreich "sehr gut gerüstet"
Reich informierte, dass die Influenzawelle heuer im Winter der Südhalbkugel nur halb so stark ausgeprägt war wie im Vorjahr, als es eine massive Grippewelle gegeben hatte, im Norden dann ebenso. Das sei zwar ein Indikator, heiße aber nicht, dass es bei uns genauso ablaufen wird, betonte die Expertin des Gesundheitsministeriums ebenfalls, dass sich Österreich "sehr gut gerüstet" habe. Der Grippeimpfstoff werde um den 10. Oktober in Österreich erwartet. Die Saison für Influenza und RSV beginnt erst später im Jahr, während sich bei Corona auch im Vorjahr bereits im Sommer ein Anstieg abgezeichnet hatte.
"Die Ausweitung des Impfprogramms über Covid und Influenza hinaus ist unsere Zielsetzung", sagte Rauch auf Nachfrage zur neuen RSV-Impfung. Das sei Teil des Finanzausgleichs, aber eine Frage der Kostenübernahme. Die RSV-Impfung ist ab 60 Jahren empfohlen, es sind dafür aber rund 275 Euro privat zu zahlen.
Zur Kritik der Österreichischen Apothekerkammer im Ö1-"Morgenjournal" vom Montag, dass in Sachen Medikamentenengpass bisher keine Rohstofflager zur Herstellung von Antibiotikasäften für Kinder angelegt worden seien, betonte Rauch, es "ist eine Reihe von Maßnahmen am Laufen". Dies reiche bis hin zu den Produzenten, wo bei einem Pharmaunternehmen in Kundl in Tirol die Produktion hochgefahren worden sei. Bei der Wirkstoffbevorratung gelte es, eine europäische Strategie so hinzubekommen, dass wir nicht wieder vom asiatischen Markt abhängig seien.
APA/Red.