Um weitere Maßnahmen zur Sicherung der Kinderversorgung zu identifizieren, hat die Österreichische Apothekerkammer am 18. April zum APOtalk mit dem Thema "Kindergesundheit in Not" geladen.
"Damit die Versorgung mit Arzneimitteln sichergestellt ist, können wir kurzfristig mit einer Erhöhung von Lagerkapazitäten reagieren. Dazu sind wir bereits mit dem Ministerium und dem Großhandel im Gespräch. Die langfristig große Aufgabe ist es, wieder mehr Arzneimittel- und Rohstoffproduktion nach Europa zu holen, um die Versorgung der heimischen Bevölkerung zu garantieren", betonte Andreas Huss, stellvertretender Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) beim APOtalk. Digitalisierung will die ÖGK für alle Versicherten künftig besser nutzbar machen. Um die telemedizinische Betreuung und Versorgung von Kindern zu stärken, werde in Kürze die Hotline 1451 eingerichtet.
Bei der Beschaffung der COVID-Impfstoffe sei es erstmals gelungen, europaweit koordiniert einzukaufen – zu einem einheitlichen Preis und mit einer fairen Verteilung. Das müsse auch für das gesamte Spektrum schwer verfügbarer Medikamente gelingen. Großen Nachholbedarf sieht Huss in Österreich bei Impfungen, wofür es mehr niederschwellige Angebote brauche: "Impfen funktioniert fast überall auf der Welt in Apotheken, auch viele Apothekerinnen und Apotheker in Österreich sind in diesem Bereich sehr gut ausgebildet und wir werden das Thema weiter angehen."
"Es gehört mittlerweile zu unserem Alltag, dass wir bestimmte Medikamente nicht bekommen. Besonders betroffen sind Antibiotika, die zum Teil lebensnotwendig sind. Wir spüren es aber auch bei anderen Medikamenten wie Schmerz- und Fiebermitteln. Zum Glück haben wir mit den Apothekerinnen und Apothekern sehr gute Partner, die uns unterstützen", betont Reinhold Kerbl, Kinderarzt, Generalsekretär der Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde und Primar im Landeskrankenhaus Hochsteiermark in Leoben. In einem kinderfreundlichen Land dürfe es nicht sein, dass Kinder notwendige Medikamente nicht erhalten oder für eine intravenöse Therapie sogar ins Spital müssen, weil das Schluckpräparat nicht erhältlich ist. Dass Basismedikamente nicht verfügbar sind, ist für Kerbel unverständlich. "Beim Gas haben wir es innerhalb kürzester Zeit geschafft, für volle Lagerbestände zu sorgen. Bei Medikamenten muss das auch gelingen."
Die individuelle Herstellung von Arzneimitteln als ureigenste Aufgabe einer Apotheke diene dazu, akute Lieferengpässe abzufedern, sagte Apothekerkammer-Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr beim APOtalk: "Das können manchmal nur zwei, drei Wochen sein, in denen ein Präparat nicht verfügbar ist. Wir betrachten die magistrale Zubereitung nicht als Ersatz für die klassische Arzneimittelversorgung. Aber wir sehen uns in der Verantwortung, die Versorgung sicherzustellen. Ganz besonders, wenn die Gesundheit von Kindern gefährdet ist." Gerade in Zeiten der Teuerung sei auch eine Preisanpassung bei Medikamenten im niedrigsten Preissegment erforderlich. Für die europäische und nationale Produktion wünscht sich Mursch-Edlmayr darüber hinaus eine verbindliche Liefer- und Lagerverantwortung.
APA/Red.