"Wir sind einen Schritt weiter auf dem Weg, die erste 'Pille" zur Geburtenkontrolle für Männer zu schaffen", wurde die wissenschaftliche Leiterin des US-Biotech-Unternehmens YourChoice Therapeutics in einer Aussendung zitiert. Seit dem Beginn der hormonellen Empfängnisverhütung vor fast 65 Jahren hat es auf diesem Gebiet keinen ähnlich großen Durchbruch gegeben. Vor allem blieb die Empfängnisverhütung auf diesem Weg ausschließlich eine Sache der Frauen. Die leichtere Erreichbarkeit sicherer Empfängnisverhütung bei ihnen basiert darauf, dass Ovulationshemmer eben einmal im Monat den Eisprung hemmen müssen. In den Hoden werden aber pro Sekunde rund 1.000 Spermien produziert.
Die US-Forscher gruben mit Unterstützung der US-Gesundheitsinstitute in den präklinischen Studien ein seit den 1930er-Jahren bekanntes Prinzip aus: Damals wurde entdeckt, dass bei Säugetieren die Spermienproduktion gestoppt wurde, wenn sie kein Vitamin A bekamen. Der von Your Choice Therapeutics nun entwickelte Wirkstoff YCT-529 hemmt in den Hoden eine Untergruppe (RAR-a) von Vitamin A-Rezeptoren. In Tierversuchen (Mäuse, Hunde) wurde damit eine 99-prozentige Wirksamkeit in der Verhinderung von Trächtigkeit erzielt. Nach Absetzen von YCT-529 kam bei allen männlichen Tieren die Fertilität wieder zurück.
"Keine Hormone, keine Probleme: Vorerst ist das erste Mittel zur Geburtenkontrolle für Männer dieser Art sicher", schrieb der Biotech-Nachrichtendienst Fierce zu den Ergebnissen die bei der BIO-Konferenz 2024 in San Diego im US-Bundesstaat Kalifornien vergangene Woche präsentiert wurde. 16 Probanden hatten bis zu dreimal unterschiedliche Dosierungen des Wirkstoffes erhalten. Es gab keine Zeichen von Nebenwirkungen.
Als nächstes will man bis Anfang 2025 eine weitere Studie der Phase 1 mit Probanden unter Mehrfachgabe von YCT-529 samt Untersuchungen zur Verstoffwechselung des Wirkstoffes etc. abschließen. Die bisherigen zur oralen Einnahme, als regelmäßige Injektionen oder als Gel gedachten Verhütungsmittel für Männer sollten immer auf der Ebene des Testosteronhaushalts wirken. Auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstützte Studien dazu wurden bisher ziemlich regelmäßig wegen aufgetretener Nebenwirkungen abgebrochen.
APA