Österreichischer Impftag 2024

Von neuen Impfstoffen bis zu künstlicher Intelligenz

Mag. pharm. Dr. Angelika Chlud
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Roboter mit Spritze in der künstlichen Hand © Shutterstock
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„Die Pandemie hat uns einen extremen Wissensgewinn beschert“, betonte Univ.-Prof. Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Zentrums für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der MedUni Wien, bei der Pressekonferenz zum Österreichischen Impftag. Dieser Erkenntnisgewinn floss in die neuen COVID-Impfempfehlungen ein: „Wir gehen davon aus, dass die gesamte Bevölkerung 3–4 Viruskontakte durch Impfung und/oder Infektion hatte und daher keine Grundimmunisierung mehr benötigt.“

COVID: Plattformwechsel empfohlen

„Idealerweise sollten gesunde Menschen einen Mindestabstand von 12 Monaten zu einer vorangegangener Exposition einhalten“, so die Expertin. „Risikopersonen können auch schon nach 4 Monaten geimpft werden, dieser Mindestabstand sollte aber auch bei diesen Personen nicht unterschritten werden.“ Der beste COVID-Impfschutz lässt sich mit einem Plattformwechsel erzielen. „Der Wechsel von mRNA-Impfstoffen zu einem Proteinimpfstoff verbessert die Immunantwort“, so die Expertin.

Inhalte für KI bereitstellen

Wichtig sei es auch, weiterhin über den Sinn von Impfungen und die vorhandenen Angebote aufzuklären. „Wir müssen die Chance, die sich durch die künstliche Intelligenz bietet, nützen. Die richtigen Inhalte bereitzustellen, ist unsere Aufgabe“, so die Immunologin. Daher wird sich der Impftag verstärkt den neuen Formen der Kommunikation widmen. „Vor allem die junge Generation, die vorrangig digital im Internet über soziale Netzwerke und Apps kommuniziert, muss dabei angesprochen werden.“

Ein großes Problem sieht die Expertin in der Tatsache, dass die neuen Impfstoffe gegen Pneumokokken, RSV und Gürtelrose sehr teuer sind: „Prävention darf keine soziale Frage sein. Jeder hat das Recht zur Impfung“, hob Wiedermann-Schmidt hervor und unterstrich die Notwendigkeit neuer Impfkonzepte, welche die Gratis-Impfungen für Erwachsene einschließt. 
Ihr Kollege Dr. Rudolf Schmitzberger, Leiter des Impfreferates der Österreichischen Ärztekammer, ist überzeugt, dass sich mit der Menge der dadurch benötigten Impfstoffe auch ein günstiger Preis erzielen lässt. Er gab sich aber auch selbstkritisch: „Bei der Beschaffung und Verteilung der Impfstoffe in den Ordinationen ist Luft nach oben. Wir müssen hier in der praktischen Durchführung des Influenza-Impfprogramms besser werden.“

Impftauglich oder nicht?

Dennoch wehrte sich Schmitzberger vehement gegen das Impfen in der Apotheke. Dieses Mal versuchte er die Impftauglichkeit als Argument in die Diskussion einzubringen: „Es ist sehr gutgläubig von einzelnen Apothekerkammerfunktionären zu glauben, dass Apotheker:innen in ihren überfüllten Verkaufsräumen entscheiden können, ob eine Person gesund und impftauglich sei.“ Mag. pharm. Dr. Gerhard Kobinger, 2. Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer, konnte über dieses Argument nur ungläubig den Kopf schütteln und konterte pointiert: „Zum Glück sehen das viele Ärzt:innen anders.“ Kobinger versicherte, dass gerade Apotheker:innen „in verständlicher Sprache die Menschen zum Impfen motivieren können“ und „aktuell rund 2.000 bestens ausgebildete Apothekerinnen und Apotheker für Impfungen von Erwachsenen zur Verfügung stehen“. Zudem hob Kobinger eine weitere Serviceleistung der Apotheker:innen hervor: Es ist mittlerweile auch in den Apotheken möglich, Eintragungen in den e-Impfpass vorzunehmen.

Österreichischer Impftag 2024

20. Jänner 2024, 
Hybride Fachtagung im Austria Center Vienna
1220 Wien 
Infos, Anmeldung & Programm: www.impftag.at 



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