Kampf gegen HER2-positiven Brustkrebs

Studie zur Therapiekombination bei aggressivem Brustkrebs

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Brustkrebs © Shutterstock
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Um Nebenwirkungen zu verringern, arbeitet die Forschung daran, Chemotherapien gezielter und abgeschwächter einzusetzen. Vielversprechende Ergebnisse in der Kombination von Chemotherapie und Immuntherapie hat die Austrian Breast and Colorectal Cancer Study-Gruppe (ABCSG) für die Behandlung gegen das aggressive HER2-positive Karzinom erzielt und in "Nature Cancer" publiziert.

In Österreich sind etwa 15 Prozent der Brustkrebspatientinnen von einem HER2-positiven Karzinom - einer besonders aggressiven Form des Brustkrebses, betroffen. Er wird durch eine erhöhte Menge des HER2-Proteins auf der Oberfläche der Krebszelle charakterisiert, was zu einem schnelleren Wachstum des Tumors führt. Aufgrund dieser Eigenschaften erfordere HER2-positiver Brustkrebs oft eine intensive Behandlung, teilte die Med-Uni am Mittwoch per Aussendung mit.


Kombinierter Kampf gegen HER2-positiven Brustkrebs

Immuntherapie und Chemotherapie sind zwei zentrale Ansätze in der Krebsbehandlung. Während die Chemotherapie direkt die Krebszellen angreift, indem sie deren Wachstum hemmt oder sie abtötet, unterstützt und aktiviert die Immuntherapie das körpereigene Abwehrsystem, um die Tumorzellen gezielt zu bekämpfen. Dabei werden oft Antikörper eingesetzt, die gezielt Strukturen auf Tumorzellen erkennen, während bei der Chemotherapie auch gesunde, sich schnell teilende Zellen beeinflusst werden, was zu unerwünschten Nebenwirkungen führen kann. Die optimale Kombination dieser Ansätze könnte zu einer verbesserten Wirksamkeit bei gleichzeitiger Entlastung der Patientinnen führen.

Studie an neun österreichischen Zentren

Die jüngste Phase-2-Studie der ABCSG, die an neun österreichischen Zentren durchgeführt wurde, kombinierte diese Ansätze bei der Behandlung von HER2-positivem Brustkrebs: Es gibt bereits verschiedene Medikamente, die speziell darauf abzielen, die HER2-Rezeptoren zu blockieren und das Wachstum der Krebszellen zu verlangsamen oder zu stoppen. Im Rahmen der Studie erhielten die Patientinnen entweder eine Immuntherapie mit drei Antikörpern oder zwei HER2-Blocker. Darauf folgte eine gemeinsame Phase, in der beide Gruppen zusätzlich das Chemotherapeutikum Epirubicin erhielten.

Insgesamt brachten die Ergebnisse ein hohes Ansprechen des untersuchten Regimes zutage: "Die Ergebnisse zeigen, dass die Kombination aus Immuntherapie und einer abgeschwächten Chemotherapie effektiv ist: Bei 60 Prozent der Patientinnen war nach der Behandlung kein sichtbarer Krebs mehr nachweisbar", fasste Gabriel Rinnerthaler von der Klinischen Abteilung für Onkologie der Med-Uni Graz und zugleich Erstautor der Studie zusammen. Bei Patientinnen mit intensiverer Immuntherapie sind es sogar bei 73 Prozent. Die ABCSG kam daher zum Schluss, "dass ein neoadjuvantes Immunchemotherapie-Regime mit Trastuzumab, Pertuzumab, Atezolizumab und Epirubicin sowohl effektiv als auch sicher für Patientinnen mit HER2-positivem Brustkrebs im Frühstadium ist". Dies stelle einen bedeutenden Fortschritt in Richtung Deeskalationsstrategien in der Brustkrebsbehandlung dar.

Die Ergebnisse sind jedoch nicht ohne Einschränkungen: Aufgrund des Phase-2-Designs war diese Studie mit rund 60 Probandinnen relativ klein. Auch können aufgrund der kurzen Beobachtungszeiträume noch keine Details zu langfristigen Ergebnissen, wie etwa invasives krankheitsfreies Überleben, berichtet werden, wie die Studienautoren zugleich betonten.


Rund 6.000 Brustkrebs-Neudiagnosen jährlich in Österreich

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde 2022 Brustkrebs bei weltweit rund 2,3 Millionen Frauen neu diagnostiziert. Es gibt jährlich rund 670.000 Todesfälle durch das Mammakarzinom. In Österreich gab es im Jahr 2022 laut Statistik Austria 6.161 Brustkrebs-Neudiagnosen bei 1.605 Todesfällen. Dank möglicher Früherkennung und einem funktionierenden Gesundheitswesen liegt in Österreich die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei einer solchen Erkrankung bei 87 Prozent.

APA

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