Interview

"Wir müssen immer am neuesten Stand sein"

Mag. Andreas Feichtenberger
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Ergott-Badawi Mag.-pharm. © Sabine Klimpt
© Sabine Klimpt

Warum gerade Leber und Darm so interessant für Apotheker:innen sind und was die Teilnehmer:innen am diesjährigen Kongress erwartet, verrieten die Tagungspräsidentinnen Susanne Ergott-Badawi und Elisabeth Frech im Interview.

“Der APOkongress geht auf dem Messegelände in Wien am 16. und 17. November über die Bühne. Das Thema ist wie schon in der Woche zuvor in Salzburg „Darm und Leber im Fokus – Wissenstransfer für eine optimierte Versorgung“. Die ÖAZ sprach mit den beiden Tagungspräsidentinnen Mag. pharm. Susanne Ergott-Badawi und Mag. pharm. Elisabeth Frech.“
Andreas Feichtenberger Mag. 

ÖAZ Sie haben sich bei der diesjährigen Fortbildung in Salzburg und Wien für das Thema „Darm und Leber im Fokus“ entschieden. Warum war Ihnen dieser Bereich wichtig?
Mag. pharm. Susanne Ergott-Badawi: Die Leber ist nicht so stark im Fokus wie andere Organe, vor allem auch, was die Belastung durch beispielsweise Medikamente betrifft. Hinzu kommt, dass wir die Leber auch schon lange nicht mehr in einer Fortbildung behandelt haben. Um das Thema zu ergänzen, werden wir auch einen Blick auf den Darm werfen. Er war in der Vergangenheit zwar schon öfter Thema am APOkongress, aber gerade in diesem Bereich wird extrem viel geforscht und wir müssen immer am neuesten wissenschaftlichen Stand sein, um gut beraten zu können. 

Mag. Elisabeth Frech: Die Leber spielt in unserem Körper eine ganz entscheidende Rolle. Es ist für uns Apotheker:innen daher zentral zu wissen, ob ein Medikament über die Leber abgebaut wird, worauf man bei der Einnahme achten muss und welche Neben- und Wechselwirkungen bestehen können. Auch wenn wir die Verschreibung nicht direkt vornehmen dürfen, so können wir aber doch darauf aufmerksam machen, wenn wir Bedenken haben bzw. den Arzt oder die Ärztin kontaktieren. Die Patientengruppe, die hier angesprochen werden kann, ist extrem groß.  

ÖAZ Welchen Stellenwert nehmen Apotheker:innen bei der Beratung in diesen Bereichen ein? Wie können sie die Patient:innen unterstützen?
Ergott-Badawi:
Der Stellenwert ist hoch. Wir haben daher versucht, den Kongress so praxisrelevant wie möglich zu gestalten. Beispielsweise durch den Vortrag „Abklärung von Differentialdiagnosen“. Wir dürfen zwar keine Diagnosen stellen, aber wir können kompetent beraten. Es geht um die Triagefunktion, die Apotheker:innen übernehmen und so einen wertvollen Beitrag zu einem gut funktionierenden Gesundheitssystem leisten können. 

Frech: Apotheker:innen sind die ersten Ansprechpersonen in Bezug auf Medikamente. Wir können Patient:innen darauf hinweisen, ob und wie sich Arzneimittel, aber auch Nahrungsergänzungsmittel, auf die Leber und den Darm auswirken können. Es ist aber unumgänglich, dass wir am aktuellen letzten Stand der Wissenschaft sind, um diese Beratungsfunktion auch ausüben zu können. Das Thema ist relevant wie nie, denn unsere Kund:innen bekommen im Internet eine Flut an Informationen, die leider sehr oft keine Evidenz besitzen.

Elisabeth Frech Mag.-pharm. © Claudia Ernecker
© Claudia Ernecker

ÖAZ Auch bei Darm- und Leberbeschwerden kann durch Prävention vieles verhindert werden. Beratungszeiten werden in Apotheken aber nach wie vor nicht bezahlt. Glauben Sie, dass sich die neue Regierung hier zu Adaptierungen durchringen kann?  
Ergott-Badawi:
Es ist dringend geboten in puncto Prävention mehr zu tun. Daher ist dieser Bereich auch eine unserer zentralen Forderungen an die neue Bundesregierung. Die Menschen werden immer älter, das Pensionsalter soll stetig angehoben werden, doch dann muss auch darauf geachtet werden, dass die Menschen fit genug sind, diese Arbeit auch zu verrichten. Viele chronische Krankheiten beginnen leider schon in jungen Jahren und das kostet dem System eine Menge Geld. Präventive Tests, die durch Apotheker:innen durchgeführt werden könnten, sind eine einfach umzusetzende Maßnahme. In der Bevölkerung kommen solche Angebote gut an, aber die Politik muss auch bereit sein, dafür zu bezahlen. Wir wollen hier niemanden ersetzen, wir wollen zusätzliche Möglichkeiten für die Menschen schaffen, Prävention auch zu leben. 

Frech: Wir sind in puncto Prävention Schlusslicht in der EU. Es wäre wirklich an der Zeit, hier mehr zu investieren. Es fehlen uns aber wichtige Daten, die andere Länder auch bereits zur Verfügung stellen. Wenn Screenings gemacht werden, muss man auch wissen, wer dieses Angebot annimmt, in welchem Alter er/sie ist und welche Diagnose er/sie hat.

ÖAZ Die Fortbildung ist sowohl in Wien als auch in Salzburg ausgebucht. Sehen Sie das als Resultat der Verpflichtenden Fortbildung? Und bemerken Sie ein größeres Interesse an Fortbildungen seit der Einführung der Verpflichtenden Fortbildung? 
Ergott-Badawi:
In erster Linie ist die Leber ein sehr spannendes Thema für uns Apotheker:innen und mit Prof. Harald Hofer, bei dem ich mich an dieser Stelle für die tolle Zusammenarbeit bedanken möchte, konnten wir wirklich namhafte Referent:innen für unseren Kongress gewinnen. Aber natürlich ist das große Interesse auch der Verpflichtenden Fortbildung zu verdanken. Ein bestimmter Teil der Punkte muss in Präsenz absolviert werden und hierfür ist der APOkongress natürlich bestens geeignet. Wer nicht vor Ort sein kann, kann den APOkongress auch nachträglich online ansehen und sich Punkte gutschreiben lassen. Dann gelten sie allerdings nicht als Präsenzpunkte. 

ÖAZ: Danke für das Gespräch.

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