Während im privaten Bereich das Händewaschen zur Inaktivierung von SARS-CoV-2 zweckmäßig ist, sind im medizinischen Bereich meist alkoholische Händedesinfektionsmittel mit nachgewiesener „begrenzt viruzider“ Wirkung Mittel der Wahl.
Wesentlich für die ausgelobte Effektivität der Händedesinfektion sind u. a. das verwendete Händedesinfektionsmittel, die korrekte Durchführung und die Compliance.
Ein brennendes Gefühl
Des Weiteren ist es ausgesprochen wichtig, auf einen guten Hautzustand zu achten, da die Desinfektion geschädigter Haut schwierig ist und es folglich auch zu einer verminderten Compliance kommen kann. Ein brennendes Gefühl beim Auftragen von alkoholischen Händedesinfektionsmitteln führt oft zu der Annahme, dass eine Waschung der Hände weniger schädlich für die Haut sei. Ein Brennen tritt jedoch meist nur auf, wenn bereits Hautschäden vorliegen – der Schaden ist in diesem Fall also schon vorhanden und wird durch den Alkohol nur „spürbar“.
Händedesinfektion ist 10- bis 100-mal effizienter als Händewaschen. Kinder im Volksschulalter können das richtige Desinfizieren der Hände erlernen – zunächst aber unter Aufsicht.
Wichtig zu beachten ist, dass sich die Kinder nicht mit frisch benetzten Fingern in die Augen greifen. Bei kleineren Kindern ist es besser, wenn die Hände durch einen Erwachsenen desinfiziert werden, indem dieser die Hände des Kindes zwischen seine eigenen Hände nimmt, das Präparat verreibt und die Einwirkzeit (in der Regel 30 Sekunden) abwartet. Eine spanische Studie aus 2018 hat gezeigt, dass so bei Kindern unter drei Jahren viele Infektionen wirksam verhindert werden können.
Quelle
Hygiene & Medizin, Vol. 44, 9/2019
Alkohol schädigt weniger
Selbstverständlich stellt die alkoholische Händedesinfektion eine Belastung für die Haut dar, jedoch weitaus weniger als das Waschen der Hände. Sowohl beim Händewaschen als auch bei der alkoholischen Händedesinfektion werden u. a. Lipide aus der Haut mobilisiert und herausgelöst. Beim Waschen werden diese Lipide abgespült und können nur verzögert ersetzt werden.
Lipide erhalten
Im Gegensatz dazu werden sie bei der alkoholischen Händedesinfektion – durch die Einreibetechnik – in die Haut eingerieben und gehen somit nicht verloren. Gewiss gibt es Momente, in denen Händewaschen unverzichtbar ist, wie bspw. bei starken Verschmutzungen oder bei Kontaminationen mit Krankheitserregern, gegen die alkoholische Händedesinfektionsmittel unwirksam sind (u. a. Helminthen, Protozoen, Bakteriensporen). Andernfalls ist es sinnvoll, das Waschen der Hände – aufgrund des hohen irritativen Potenzials – auf ein erforderliches Minimum zu reduzieren.
Darüber hinaus kommt dem Hautschutz und der Hautpflege eine wichtige Rolle zu, wodurch Irritationen vermindert und verloren gegangene Lipide der Haut wieder ersetzt werden sollen. Zu erwähnen sei in diesem Zusammenhang, dass Hautschutzpräparate die Wirkung von alkoholischen Händedesinfektionsmitteln – bei Einhaltung eines zeitlichen Abstandes – nur wenig beeinflussen. „Nach jedem Desinfizieren und nach jedem Händewaschen sollte die Haut mit einem Pflegepräparat eingecremt werden, um die Regeneration der Hautbarriere zu unterstützen“, betont Prof. Dr. Andrea Bauer, Arbeitsgemeinschaft für Berufs- und Umweltdermatologie in der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. Unter Beachtung der Verträglichkeit und Kompatibilität mit möglichen anderen verwendeten Produkten muss also nicht auf die wichtige Hautpflege verzichtet werden.
Red.
Quellen
• Robert Koch Institut (RKI), Epidemiologisches Bulletin 19/2020, 19/2019, 18/2015
• Bundesgesundheitsblatt, 2016, 59:1189–1220, DOI 10.1007/s00103-016-2416-6,
• Paula H. et al.: Effect of hand lotion on the effectiveness of hygienic hand antisepsis: Implications for practicing hand hygiene. Am J Infect Control. 2017 Aug 1;45(8):835–838.