Demenzrisiko

Demenzgefährdete Personen können dank Handy bei "Schnitzeljagd erkannt werden

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Die Untersuchung zeigt, dass Daten aus alltäglichen Situationen, die über Smartphones gesammelt werden, zur Früherkennung und Überwachung des Verlaufs von Alzheimer genutzt werden können. Insgesamt nahmen 72 Erwachsene an der Studie teil, von denen etwa ein Drittel unter subtilen kognitiven Beeinträchtigungen, dem sogenannten „subjective cognitive decline“ (SCD), litt. SCD gilt als ein Risikofaktor für die Entwicklung von Demenz.

Alzheimer schreitet in der Regel über Jahre hinweg unbemerkt voran und führt schließlich zu Demenz. Bislang ist die Krankheit unheilbar. „Aktuell wird Alzheimer oft zu spät behandelt, um eine wirksame Therapie zu gewährleisten. Auch die neuen Antikörper-Medikamente, die derzeit viel diskutiert werden, wirken nur, wenn sie frühzeitig verabreicht werden. Daher müssen wir in die Lage kommen, die Krankheit früher zu diagnostizieren, wenn die Symptome noch mild sind. Dazu sind Fortschritte in der Diagnostik nötig“, erklärt Dr. Anne Maass, Leiterin der Forschungsgruppe am DZNE und Gastprofessorin an der Universität Magdeburg. Zusammen mit ihrem Team testete sie einen neuen Ansatz, um frühe Probleme mit der räumlichen Orientierung, einem der ersten möglichen Anzeichen von Alzheimer, zu erfassen.

App im Einsatz

„Unsere Studie beruht auf einer Art Schnitzeljagd, bei der vorgegebene Orte gefunden werden mussten. Die Probanden nutzten dafür ein Smartphone, das mit einer speziellen App ausgestattet war, die wir entwickelt haben“, erklärt Dr. Nadine Diersch, die das Projekt initiierte. Die Daten aus der App ermöglichten es, Personen mit einem erhöhten Demenzrisiko zuverlässig zu identifizieren. „Das zeigt, dass digitale Technologien, wie etwa mobile Apps, ganz neue Möglichkeiten bieten, um die kognitive Leistungsfähigkeit unter alltagsnahen Bedingungen und zugleich niedrigschwellig zu erfassen. Dies könnte in Zukunft helfen, auch kleinste kognitive Veränderungen und damit Vorzeichen von Demenz früher zu erkennen, als es heute geschieht.“, so Diersch.

„Schnitzeljagd“ auf dem Campus

Die Studie umfasste 72 Teilnehmende im Alter zwischen Mitte zwanzig und Mitte sechzig. Darunter waren 23 ältere Erwachsene mit SCD. Alle Probanden hatten die Aufgabe, auf dem Campus der Universität Magdeburg mehrere Gebäude zu finden, wobei ihre Bewegungen per GPS aufgezeichnet wurden. „Alle Teilnehmenden kannten sich ähnlich gut auf dem Uni-Campus aus. Sie waren außerdem alle Smartphone-erfahren, überdies haben wir die Benutzung der App eingeübt“, erläutert Jonas Marquardt, der Erstautor der Studie.

Test des Orientierungssinns

Die Aufgabe bestand darin, fünf Gebäude entlang einer 800 Meter langen Strecke zu finden. Eine App zeigte den aktuellen Standort und das Ziel an, aber diese Ansicht verschwand, sobald die Teilnehmenden sich auf den Weg machten. „Die Versuchsteilnehmer mussten sich Straßenbild, Standpunkt und Zielort einprägen und dann ihrem Orientierungssinn und räumlichen Gedächtnis folgen“, so Marquardt. „Wussten sie unterwegs nicht weiter, konnten sie in der App einen Hilfe-Button drücken. Die Karte, ihre Position und das Ziel wurden dann wieder kurz eingeblendet". Anhand der GPS-Daten wurden Bewegungsprofile erstellt.

Auffällige Stopps

Die jüngeren Teilnehmenden schnitten in der Regel besser ab und nutzten die Hilfe-Funktion seltener. Bei älteren Erwachsenen mit SCD gab es häufiger sogenannte „Orientierungsstopps“, besonders an Kreuzungen, wo sie zögerten. Diese Stopps halfen den Forschenden, Personen mit SCD zu identifizieren. Warum Menschen mit SCD an diesen Stellen auffälliger waren, ist noch unklar, aber es deutet auf langsamere Entscheidungsprozesse hin.

Perspektiven für die Früherkennung

Warum Menschen mit SCD gerade hier auffällig sind, ist bislang unklar. „Wir haben festgestellt, dass sie vor allem an Wegkreuzungen eher zögern. Das deutet darauf hin, dass bei ihnen gewisse Entscheidungsprozesse verlangsamt ablaufen. Die Daten lassen aber noch keine eindeutige Aussage zu“, so Nadine Diersch. „Dennoch sind unsere Studienergebnisse ein vielversprechender Machbarkeitsnachweis. Sie zeigen, dass Smartphone-Daten helfen können, subtile Anzeichen eines kognitiven Abbaus in alltagsnahen Situationen zu erfassen.“ Die Wissenschaftlerin sieht darin eine Chance für die Früherkennung von Demenz und frühzeitige Behandlung: „Ich könnte mir vorstellen, dass künftig derartige Apps dabei helfen können, Risikopersonen zu identifizieren und daraufhin zu entscheiden, ob weitere Untersuchungen oder bereits eine Therapie nötig sind.“

Förderung: Das Projekt wurde im Rahmen des Sonderforschungsbereichs „Neuronale Ressourcen der Kognition“ von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und von einem Innnovation-2-Application Award des DZNE gefördert.

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